Pressekonferenz: Ausbildungs-Evaluierung für Ärztinnen & Ärzte in OÖ - Gute Ergebnisse, aber Luft nach oben

Linz, AUSTRIA,16.Okt.25 -PK. Image shows Photo: Sportmediapics.com/ Manfred Binder

Seit Jahren finden in Österreich Evaluierungen von Ärztinnen und Ärzten in Ausbildung statt, die von der renommierten Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH) abgewickelt werden. Diese führt dieselbe Studie auch in der Schweiz und in Deutschland durch und verfügt daher über eine hohe Expertise. Zwischen März und Mai 2025 hat die Bundeskurie der angestellten Ärzte (BKAÄ) der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK) zum dritten Mal die bisher größte Ärzteausbildungsevaluierung durchführen lassen. Mit diesem Werkzeug zur Qualitätskontrolle wird bei allen Ärztinnen und Ärzten in Ausbildung die Zufriedenheit mit der Ausbildung abgefragt. „Ich möchte mich bei allen bedanken, die an der Evaluierung teilgenommen haben. Ein Danke geht auch an die vielen Ausbildungsverantwortlichen für ihre wertvolle Tätigkeit“, so Dr. Harald Mayer, Kurienobmann der angestellten Ärzte in der Ärztekammer für Oberösterreich.

Gute Ergebnisse, aber Luft nach oben

„Die Gesamt-Abwicklung hat wieder sehr gut und professionell funktioniert. Der Rücklauf war im Vergleich zum Vorjahr höher. Auch die Ergebnisse können sich durchaus sehen lassen“, so Dr. Mayer, der anmerkt: „Im Vergleich zur Schweiz hinken wir aber hinterher. Da ist durchaus noch Luft nach oben.“ Österreichweit kamen von den ausgesendeten Fragebögen 5813 wieder ausgefüllt retour, was einer Rücklaufquote von 59 Prozent entspricht. In Oberösterreich kamen 63 Prozent der 1417 ausgesendeten Fragebögen zurück. Das bedeutet ein Plus von 3 Prozent gegenüber dem Vorjahr und liegt deutlich über dem Österreichschnitt und Oberösterreich im Vergleich aller Bundesländer hinter Vorarlberg (81 Prozent) und Tirol (67 Prozent) auf Rang drei. „Die Rücklaufquote in Oberösterreich war ganz gut, aber sie müsste deutlich höher ausfallen. In der Schweiz werden bei der gleichen Studie deutlich über 70 Prozent der Fragebögen retourniert. Auf dieses Niveau müssten wir auch in Österreich und in Oberösterreich kommen. Je mehr mitmachen, desto valider werden die Daten zum Zustand der Ärzteausbildung. Nur wenn wir selbst die Ausbildung ernst nehmen, wird das die Politik auch mit unseren Forderungen tun“, weiß Dr. Mayer.

Oberösterreich mit positiver Entwicklung

In puncto Ausbildungsqualität schnitt Oberösterreich ebenfalls sehr gut ab und landete mit der Note 4,89 im Gesamtschnitt auf Rang zwei hinter dem Burgenland. Die Benotung folgt dem schweizerischen System, die Bestnote wäre eine 6 und nicht wie im österreichischen Benotungssystem eine 1. Der Bereich zwischen 3,5 und 6 ist positiv, unter 3,5 wäre es in Schulnoten ausgedrückt ein „Nicht genügend“.

Die Bewertung erfolgte in acht Themenfeldern: Globalbeurteilung der Ausbildungsstätte, Fachkompetenzen, Lernkultur, Führungskultur, Fehlerkultur, Entscheidungskultur, Betriebskultur sowie evidenzbasierte Medizin. Der Österreich-Durchschnitt liegt bei 4,69, wobei Burgenland (4,93), Oberösterreich (4,89), Salzburg (4,82) und die Steiermark (4,74) über dem Österreich-Schnitt liegen. Verglichen mit den Vorjahren hat sich Oberösterreich von 4,61 (2023) und 4,79 (2024) durchaus sehr positiv entwickelt.

Daten sind transparent und abrufbar

Sämtliche Daten der Evaluierung sind für jedes Bundesland und jede Abteilung bzw. Lehrpraxis auf der Homepage der Österreichischen Ärztekammer unter www.aerztekammer.at/ausbildungsevaluierung abrufbar. Die Ergebnisse dienen nicht, um schlecht bewertete Einrichtungen vorzuführen. Sie sollen dazu hergenommen werden, um Schwächen rechtzeitig aufzuzeigen und zu beseitigen. „Es geht darum, die Ausbildungsqualität Schritt für Schritt zu erhöhen. Das wird auch in Zukunft spielentscheidend sein, wenn gerade die Attraktivität der künftigen Dienststelle nach der Ausbildungsqualität bemessen wird und zum Entscheidungskriterium dafür wird, in welchem Spital man zu arbeiten beginnt“, weiß Dr. Mayer.

Die Studie zeigt, dass kleine Abteilungen mehrheitlich besser abgeschnitten haben als große mit vielen Turnusärztinnen und -ärzten. Es gab auch zahlreiche Abteilungen, von denen nur sehr spärlich die Fragebögen zurückgeschickt wurden. „Diese Abteilungen wird man sich in Zukunft natürlich genauer anschauen müssen, um zu erfahren, was da los ist und wo es da hakt. So etwas darf nicht mehr passieren“, so Dr. Mayer.

Ausbildungsqualität variiert stark

Leider variiert die Ausbildungsqualität in Oberösterreich – wie auch österreichweit – sehr stark. Während kleine Einheiten mit intensiverer Betreuung im Großen und Ganzen besser bewertet werden als größere Einheiten, zeigt sich vor allem das Lehrpraxis-Modell, bei dem sich ein Lehrpraxisinhaber um einen Lehrpraktikanten kümmert, gut. Dieses 1:1-Teaching-Modell zeigt besonders seine Stärken.

„Es bleibt viel mehr Zeit für persönliche Gespräche, Feedback und Fragen als auf einer Stelle, wo man nur eine oder einer von vielen ist“, weiß Dr. Cornelia Sitter, Turnusärztevertreterin und Kurienobmann-Stellvertreterin der angestellten Ärzte in der Ärztekammer für Oberösterreich. „Gezeigt hat sich auch, dass die Ausbildung für Allgemeinmedizin in den Spitälern deutlich verbessert gehört“, sagt Dr. Sitter. „Die Ausbildungsergebnisse sind immer ein Spiegelbild und eine Visitenkarte für ein Krankenhaus. „Da sortieren schon Studierende in der Famulatur ihre Standorte nach den Ergebnissen bei den Ausbildungsevaluierungen. Das zieht sich bis zum Turnus und dann vor allem bei der Wahl des künftigen Dienstgebers durch. Daher sollten alle Spitalsträger ein großes Interesse haben, die Ausbildungsqualität massiv zu heben“, so Dr. Sitter.

Ausbildung hat hohen Stellenwert

„Ausbildung hat einen immens hohen Stellenwert und darf keineswegs zum Nebenschauplatz werden. Daher ist es dringend notwendig, dass die ausbildungsverantwortlichen Fachärztinnen und Fachärzte mehr Zeit für die Ausbildung eingeräumt bekommen“, sagt Dr. Sitter. Das ist angesichts der angespannten Personalsituation in den Spitälern schon jetzt eine Herausforderung. Und sie wird durch die laufende Pensionierungswelle noch verschärft. „Hier darf man nicht nachgeben und bei der Ausbildung sparen. Wir werden genau darauf achten, dass das nicht passiert“, sagt Dr. Sitter. Wichtig ist vor allem, dass man den aktuellen Generationswechsel in den Spitälern nicht verschläft. „Damit das wertvolle Wissen der älteren Ärztinnen und Ärzte nicht mit in Pension geht, sollten die Spitalsträger mit allen Mitteln versuchen, dieses Wissen zu bewahren. Vielleicht, indem man überplanmäßige Posten kreiert, damit pensionierte Ärztinnen und Ärzten doch noch im Ausbildungssystem bleiben“, sagt Dr. Mayer.