Schienen werden schon in der Uni gelegt

Jeder und jedem von uns ist es so ergangen. An der Universität haben sich schon gewisse Vorlieben für entsprechende Fächer herauskristallisiert. Manchmal noch sehr idealisiert, manchmal durch entsprechende Famulaturen bereits sehr real.

Das KPJ verpflichtet nun die zukünftigen Kolleginnen und Kollegen, zumindest vier Wochen in der Praxis einer niedergelassenen Ärztin oder eines niedergelassenen Arztes zu famulieren. Das ist gut so, da in der universitären Ausbildung immer noch die Sonderfächer dominieren. Was war da bisher der Unterschied? Ein gewichtiger war jener, dass die KPJ Studierenden im Spital ein Taschengeld bekommen – beim niedergelassenen Arzt jedoch nichts. Was kann man daraus nur schließen: Allgemeinmedizin ist weniger wert als Spitalsmedizin. Das haben wir in Oberösterreich geändert – hier herrscht ab sofort Gleichheit und das ist gut so. Die oberösterreichische Ärzteschaft und OÖGKK machen das möglich. Nun braucht es aber auch noch mehr Kolleginnen und Kollegen, die bereit sind, ihre Praxen für die jungen Kolleginnen und Kollegen zu öffnen, sich die Zeit für ihre Ausbildung zu nehmen und in ihnen die Flamme der Allgemeinmedizin zu entzünden. Vielleicht findet sich unter den jungen Kolleginnen und Kollegen auch schon der entsprechende Nachfolger.

MEDIKAMENTE BEIM ARZT

Österreichweit wurden im August 737 Menschen in einer kombinierten Telefon- und Onlineumfrage interviewt. Das Thema: Wer soll Medikamente verschreiben, wer soll Medikamente abgeben? Rund 84 Prozent der PatientInnen wünschen sich laut dieser repräsentativen Umfrage, dass weiterhin der Arzt und nicht der Apotheker entscheiden soll, welches Medikament verschrieben wird. Und immerhin zwei Drittel wollen die Medikamente auch direkt beim Arzt beziehen – und das nicht nur am Land, wo es weit ist bis zur nächsten Apotheke, auch in der Stadt. Nicht aus reiner bequemlichkeit, sondern aufgrund des hohen Vertrauens in den Arzt. Das ist keine Attacke auf die Apotheken, die sehr gute Arbeit leisten, sondern ein Spiegel der Patientenmeinung. Und gerade auf die Bedürfnisse und Sicherheitsanforderungen der Patienten sollten wir alle mehr Rücksicht nehmen. Ich glaube, dass die Medikamentenversorgung im ländlichen Raum für viele, vor allem ältere Menschen, eine hohe Priorität hat. Hier sollten wir gemeinsam versuchen, im Sinne der Patienten eine optimale Lösung zu finden.

FORTBILDUNGSNACHWEIS STEHT VOR DER TÜR

Im September ist die Ärztekammer per Gesetz wieder aufgefordert, „glaubhaft zu machen“ – ja, so steht’s im Gesetz –, dass sich die Ärzteschaft ausreichend fortbildet. Da habe ich keine Angst, dass das nicht so ist. Schon vor drei Jahren agierte die Ärzteschaft vorbildlich. Bitte schauen Sie auf Ihr Fortbildungskonto, um zu überprüfen, wo Sie derzeit stehen. Es ist noch ausreichend Zeit, Defizite aufzuholen. Das Angebot an Fortbildungen und auch die Möglichkeiten des E-Learnings sind groß und – so wie ich denke – ausreichend, dass wir dieses Mal in Oberösterreich sehr knapp eine hundertprozentige Fortbildungsrate erreichen sollten. Die Ärzteschaft ist hier Vorbild. So manchem Politiker, Patientenanwalt und Gesundheitsökonomen würde eine gewisse Fortbildung auch ganz gut tun. Vor allem, wenn man sich deren Aussagen über die Gesundheitsversorgung anhört, die nicht von Wissen geprägt sind. Auch hier wäre sehr oft eine verpflichtende Fortbildung keine schlechte Idee.

 

Ihr Präsident Dr. Peter Niedermoser

Linz, im September 201