Patientensteuerung ist ein Gebot der Stunde

Die Belastung der Spitalsärzte, aber auch des übrigen medizinischen Personals in Krankenanstalten, ist in den letzten Jahren auf ein unerträgliches Maß angewachsen.

Ein Grund dafür ist, dass der immer wieder angekündigte Ausbau des niedergelassenen Bereichs ausgeblieben ist und, im Gegenteil, das extramurale Angebot sogar teilweise zurückgeht. Aber auch aus volkswirtschaftlicher Sicht ist es völlig kontraproduktiv, dass es insbesondere in den Spitalsambulanzen einen extrem hohen Anteil von Patientinnen und Patienten gibt, die nur deshalb das Spital aufsuchen müssen, weil die Angebote im niedergelassenen Sektor fehlen.

Ist ein Arztbesuch notwendig, dann sollte der erste Weg zum niedergelassenen Allgemeinarzt bzw., wenn erforderlich, zum niedergelassenen Facharzt führen. Spitalsambulanzen sollten nur in Notfällen und nur dann aufgesucht werden, wenn die Versorgung nicht durch niedergelassene Ärztinnen und Ärzte erfolgen kann, so wie es auch im Krankenanstaltenrecht (KAKuG) festgehalten ist.

BREITE VERSORGUNG DURCH DIE ALLGEMEINMEDIZIN

Zuerst muss die Versorgung durch niedergelassene Allgemeinmedizinerinnen und Mediziner gesichert sein. Ein Schritt, der hier neue Chancen für die Kolleginnen und Kollegen bringt ist die Anstellung Arzt bei Arzt. Eine weitere Möglichkeit ist die erweiterte Vertretung, die wir Ihnen schon in der Zeitung vorgestellt haben und für die es schon viele Anfragen in der Kammer gibt. Die Lehrpraxis zeigt ebenfalls schon Erfolg. Diese Form der Ausbildung wird sehr geschätzt und führt sicher zu einer Begeisterung für die Allgemeinmedizin. Eine weitere Aufgabe ist es nun durch Hilfe bei der Niederlassung vor allem in der „Betriebsführung“ der Ordination Ängste zu nehmen. Eine gute Versorgung ist die Voraussetzung einer effizienten Patientensteuerung, ohne die es in Zukunft nicht gehen wir.

PROJEKT: DER GELUNGENE PATIENTENKONTAKT

Das Land OÖ, Ärztekammer für Oberösterreich, OÖGKK und das Oberösterreichische Rote Kreuz haben gemeinsam das Projekt „Der gelungene Patientenkontakt“ ins Leben gerufen. Ich gebe es zu: Ein Projektname der eher für Verwirrung sorgt. Ein wichtiger Punkt in diesem Projekt ist es, den Menschen Informationsmaterial für den Weg durch das Gesundheitswesen zu geben. Diesen richtigen Weg auch durch mediale Information unter die Menschen zu bringen. Eine Umfrage unter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Aufnahmeambulanzen hat ergeben, dass aus Sicht dieser ca 60% der Patienten dort am falschen Platz sind.

Wir hätten in OÖ hier die entsprechenden Grundlagen. Die Nummer 1450, die dazu dient den Patientinnen und Patienten die erste Ansprechebene zu geben, wenn etwas „zwickt“ oder das Fieber 38,5 Grad beträgt. Ich verstehe ja die Unsicherheit der Patienten. Die Gesundheitskompetenz ist im Keller und Dr. Google, dieser wird  für die erste Orientierung lt einer Umfrage doch von 50% der Menschen „konsultiert“, macht mehr Angst als Sicherheit. Da braucht es kompetente Ansprechpartner und das sind die Menschen, die hinter der Telefonnummer 1450 stehen.

ALLGEMEINMEDIZINER VERSORGEN RUND UM DIE UHR

Oberösterreich Ist das einzige Bundesland indem noch Allgemeinmedizinerinnen und Allgemeinmediziner eine rund um die Uhr Versorgung leisten. Für dieses Engagement kann man als Patient nur dankbar sein. Das ist die starke und wichtige Ebene in unserer Versorgung. Dahinter stehen dann das Notarztsystem, untertags die niedergelassenen Fachärzte und natürlich auch 24 Stunden und 365 Tage im Jahr die Ambulanzen. Das ist aus meiner Sicht der richtige Weg durch unser System. Zuerst 1450 und zuletzt die Ambulanz. Natürlich brauchen wir hier auch die Politik, die hinter diesem Weg steht und mit uns gemeinsam den Menschen klar macht, dass jeder von uns die Ressourcen des Gesundheitssystems nicht missbrauchen darf und sich auch an gewisse Regeln zu halten hat.

Ihr Präsident Dr. Peter Niedermoser

Linz, im Oktober 2019