Neue Regierung – Neues Programm?

Die Probleme im österreichischen Gesundheitswesen liegen seit Jahren am Tisch. Vieles im Gesundheitsprogramm der neuen

Regierung ist daher ein Weiterschreiben von Altem, aber es gibt auch ein paar spannende neue Dinge.

Ich möchte mich an dieser Stelle recht herzlich bei jenen Vertreterinnen und Vertretern der Koalitionsparteien aus Oberösterreich bedanken, die in der Koalitionsverhandlung in der Arbeitsgruppe Soziales
mitwirkten. In vielen Gesprächen durfte ich immer wieder unsere Sicht der Dinge einbringen, sodass, glaube ich, auch für die Zukunft noch einige innovative Ideen gemeinsam entwickelt werden können.
Ich möchte hier nur zwei Dinge hervorheben: Wichtig ist, dass weiterhin ein niederschwelliger Zugang ins Gesundheitssystem erhalten werden soll. Was mir im Gesundheitsprogramm fehlt, ist ein klarer Fokus auf
die Patientenlenkung. Natürlich soll der Zugang ins System niederschwellig sein, aber dieser darf nicht beliebig und gesteuert aus dem Bauchgefühl von Patientinnen und Patienten sein. Es besteht in diesem
Programm, wie eigentlich in jedem Parteiprogramm, das Bekenntnis zum Ausbau der flächendeckenden, wohnortnahen Versorgung und zu einem besonderen Fokus auf das Thema Prävention.

FINANZIERUNG MUSS GEREGELT SEIN
Es heißt hier: Wohnortnahe Versorgung durch Kassenärztinnen und -ärzte darf nicht nur in der Stadt, sondern muss auch auf dem Land zugänglich sein. Neben der Erweiterung der Vertragsarztmodelle zur Erleichterung der Niederlassung im ländlichen Raum muss eine gezielte Offensive für Fachärztinnen und Fachärzte umgesetzt werden. Wir wollen mit gezielten Maßnahmen sicherstellen, dass in den nächsten
Jahren ausreichend und vor allem qualifiziertes Personal zur Verfügung steht. Speziell in ärztlich unterversorgten Regionen gilt es, mit Maßnahmen wie Landarztstipendien oder einer Fachärztin bzw. einem Facharzt für Allgemeinmedizin Anreize zu setzen. Ohne Geld wird das aber nicht gehen, darum werden wir Ärztinnen und Ärzte sehr genau darauf zu achten haben, ob es sich hier wieder nur um ein Lippenbekenntnis handelt, oder ob dieses Mal mehr dahinter steckt.

STÄRKUNG DER PFLEGE
Ja natürlich wird sich jeder für die Stärkung der Pflege einsetzen. Pflegerinnen und Pfleger machen gemeinsam mit den anderen Gesundheitsberufen tolle Arbeit in der Versorgung. Ja, hier gilt es ebenfalls Rahmenbedingungen zu verbessern, die junge Menschen für diesen Beruf begeistern. Die Etablierung von so genannten Community Nurses ist aber hier der falsche Weg. Ja, es gibt diese schon in westlichen Ländern, meist dort wo der Weg zum Arzt sehr weit ist. Warum schon wieder einen Beruf kreieren, dessen Ausbildung viel kosten wird, wo auch in der Pflege ein Mangel an Nachwuchs besteht. Es gilt hier einmal die bestehenden Strukturen der Pflege zu stärken und auch die Allgemeinmedizin, denn es bedarf sicherlich nicht wieder einer zusätzlichen Versorgungsebene, die nur dazu führt, dass sich der Patient, die Patientin mit den Ansprechpartnern im Gesundheitswesen gar nicht mehr auskennt.

EVALUATION DER FORTBILDUNG
Ende 2019 mussten wieder alle Ärztinnen und Ärzte ihre Fortbildung glaubhaft machen. Als Chef der Arztakademie, die für unser Diplomfortbildungsprogramm verantwortlich ist, kann ich nur mit Stolz sagen, dass bereits vor den Nachfristen 96,27 Prozent der Kolleginnen und Kollegen dieser Aufgabe nachgekommen sind. Das heißt 96,27 Prozent haben bereits ihre Fortbildungspflicht vorbildlich erfüllt. Es ist einfach ein weiterer Beweis dafür, wie ernst die Kolleginnen und Kollegen ihren Beruf nehmen. Wir sind hier ein Vorbild für alle Berufsgruppen, nicht nur im Gesundheitswesen. Danke für dieses Engagement!