Die Wahl ist geschlagen

52,89 Prozent Wahlbeteiligung ist der höchste Wert in allen Ärztekammern in Österreich. Für dieses Zeichen und diesen Ausdruck einer funktionierenden Demokratie in der Standesvertretung kann ich nicht genug danken.

Im Vergleich zu einer Wahlbeteiligung von knapp 39 Prozent bei der letzten Wirtschaftskammerwahl – österreichischer Durchschnitt –, oder der Wahlbeteiligung bei der Arbeiterkammer-Wahl können wir
Ärztinnen und Ärzte in Oberösterreich wirklich stolzsein. Die Interessensvertretung bewegt Sie, die Interessensvertretung weckt Emotionen bei Ihnen. Das ist gut so, denn nur dort wo sich etwas bewegt, dort
wo es Emotionen gibt, können neue, positive Dingeentstehen und gute, bewährte Settings erhalten bleiben. Ich selbst möchte mich im Namen meines Teams für das entgegengebrachte Vertrauen bedanken. Siekönnen sicher sein, dass wir uns jetzt nicht zurücklehnen, sondern dieses Wahlergebnis als Auftrag sehen, in den nächsten fünf Jahren das Beste für die Ärzteschaft zu geben. Dazu bedarf es aber natürlichauch einer korrekten Zusammenarbeit mit den anderen wahlwerbenden Gruppen, einer Auseinandersetzung mit ihren Forderungen und Ideen, aber auch weiterhin der klaren Darstellung und Argumentationder Unterschiede in manchen Zugängen. Ich glaube, es liegt viel Arbeit vor uns, um in diesen schwierigen Zeiten die notwendigen Rahmenbedingungen zu erhalten, ja zu verbessern, um uns Ärztinnen und Ärzten eine gute Versorgung der Menschen in Oberösterreich zu erhalten.

DIE PANDEMIE EMOTIONSLOS AUFARBEITEN
Wir Ärztinnen und Ärzte, ganz egal ob im Spital oder im niedergelassenen Bereich, haben mit den anderen Gesundheitsberufen die Hauptlast in der Pandemie zu tragen. Ich glaube, ja ich bin mir sicher, wir
sind bis jetzt medizinisch gut durch die Pandemiegekommen. Nochmals Dank an alle Kolleginnen und Kollegen für ihren unermüdlichen Einsatz.
Unerwähnt möchte ich aber auch nicht lassen, dassin Oberösterreich auch die Zusammenarbeit mit Verwaltung und Politik im Großen und Ganzen gut geklappt hat. Wir müssen nun gemeinsam mit der
Politik, den Trägern und der Pflege ohne parteipolitisches Hickhack eine klare Manöverkritik vornehmen. Was war gut, wo aber gab es Unzulänglichkeiten. Wo können wir kurzfristige Lösungen finden, wo bedarfes langfristiger Konzepte. Da wird es Diskussionen geben müssen, um Personalbedarf in den Spitälern, und Rahmenbedingungen im niedergelassenen Bereich, auf unterschiedlichen Ebenen und vieles mehr. Was ich mir nicht vorstellen kann ist, dass wir in den nächsten Jahren über Einsparungen im Gesundheitswesen streiten müssen. Alle Politikerinnen und Politiker, die in den letzten Jahren von sogenanntenEffizienzsteigerungen gesprochen und die Ärzteschaft kritisiert haben, dass wir hier nicht gleich jubelnd zustimmen, sollen froh sein, dass wir uns bei Einsparungen zur Wehr gesetzt haben. Mögen sie dochnach Italien und in andere südliche Länder schauen, was die Einsparungen dort gebracht haben. Das Wort Effizienzsteigerung sollte aus dem Vokabular der Gesundheitspolitiker in den nächsten Jahren verschwunden sein, denn jeder und jede in der Bevölkerung weiß, wer in den letzten Jahren ohne viel zu jammern die Versorgung aufrecht erhalten hat.

NEUE IDEEN DER ÖGK
Lustig ist wieder einmal die Österreichische Gesundheitskasse. Da möchte ich gar nicht über das Thema der Abschaffung der Wahlärzte schreiben. Da gibt es bereits klare Aussagen der Österreichischen Ärztekammer. Eine lustige Idee ist es, jenen Kolleginnen und Kollegen einen Zugang zum Medizinstudium ohne Prüfung zu ermöglichen, die sich verpflichten, nach dem Studium als Allgemeinmedizinerin oder
Allgemeinmediziner zu arbeiten. Abgesehen davon,dass dieser Eingangstest sowieso zu hinterfragen ist, mutet auch die Botschaft merkwürdig an: Kein Test für künftige Allgemeinmediziner, da nehmen
wir auch die, die es sonst nicht schaffen. Das ist eineunbesonnene Botschaft. Wir müssen die Kolleginnen und Kollegen im Studium begeistern, diesen Weg zu gehen und auch nach der Ausbildung die Rahmenbedingungen für die Allgemeinmedizin verbessern. Das gilt es gemeinsam zu machen. Da kommen wir ohne ÖGK nicht aus, aber solche „klugen“ Ideen lassen manchmal daran zweifeln, ob da alle richtigmitdenken.

 

Ihr Präsident Dr. Peter Niedermoser