Befürchtungen sind eingetreten

Es ist nicht immer leicht jeden Monat ein Editorial zu schreiben, mit mitreißenden Themen, die Ihr Interesse finden könnten.

Dieses Mal ist es aus einem Grund deswegen nicht so einfach, weil ich über die Pläne der ÖGK schreiben muss, und das, ohne meine guten Manieren zu verlieren.

Grundsätzlich habe ich mir ja nichts anderes erwartet. Vor dem Beschluss zur Fusion der Gebietskrankenkassen hatte ich ja noch die Hoffnung, dass wir mit unserer, gemeinsam mit dem Land
Oberösterreich und der OÖGKK, entwickelten Idee, den Kassen ihre Selbstständigkeit zu lassen, doch Erfolg haben werden. Natürlich hätte der Bund hier Eckpfeiler vorgeben sollen, wie eine effiziente Versorgung
der Bevölkerung durch die Kasse aussieht – da hatten wir auch viele Ideen dazu – daran anschließend aber den Partnern vor Ort die Freiheit geben. Es wäre dann kein Bitten und Betteln ums Geld
gewesen, wenn wir neue Konzepte entwickeln, wenn wir auf regionale Bedürfnisse eingehen und vieles mehr. Falls man innerhalb des abgesteckten strukturellen Rahmens bleibt, hätte sich die ÖGK ja nicht
einmischen müssen. Jetzt haben wir die ÖGK. Die Patientenmilliarde ist wie ein Strohfeuer verraucht – ein milliardenschweres Defizit steht im Raum! Das von der OÖGKK in Oberösterreich nicht ausgegebene
Geld ist futsch und schuld daran sind wieder einmal die Ärztinnen und Ärzte, wie der neue Vorsitzende der ÖGK – Mag. Bernhard Wurzer– vollmundig von sich gibt.

GUTE ABSCHLÜSSE
Ja wir hatten gute Abschlüsse in den letzten Jahren. Das war ein notwendiger Prozess um auch durch dieses Mehr an korrekter Entlohnung den niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen die notwendige
Wertschätzung für ihre Arbeit zu zeigen. Natürlich ist Geld nicht alles, aber es geht auch um die entsprechenden Rahmenbedingungen, die dazu beitragen, dass sich junge Kolleginnen und Kollegen niederlassen
wollen. Einige dieser Rahmenbedingungen werden ja in dieser Ausgabe dargestellt. Das Regierungsprogramm hätte dazu auch ganz gute Ansätze. All das kostet Geld, das gibt’s nicht zum Nulltarif und da kann das Geld nicht bei den Tarifen der Ärzteschaft und auch nicht bei anderen Berufsgruppen eingespart werden. Denn diese sind an diesem Defizit nicht schuld. Ein Vertreter der Bayrischen Kasse, wo auch vor etwa 15 Jahren heroisch die Kassen zusammengelegt wurden, bestätigte uns, dass derzeit noch keine Einsparungen zu gewinnen waren, sondern das Zusammenwachsen noch immer kostet. Bei uns sind es Beraterhonorare, Werbeeinschaltungen in den Zeitungen. Ich frage Sie wofür? Kann sich eh kein Patient dagegen wehren, dass er jetzt bei der ÖKG versichert ist. Neue bürokratische Ebenen, in denen man Posten geschaffen hat für Vertreter jener, die diese Reform beschlossen haben, kosten zusätzlich Geld. Einige Kollegen und Kolleginnen haben sich auch die Hoffnung gemacht, dass die Tarife nach oben angepasst werden, das schließt Mag. Wurzer wiederholt aus. Habe ich mir ohnedies nie erwartet. Denn es war ja nicht vorgesehen mit diesem neuen Konstrukt die Versorgung zu stärken, sondern es sollten neue Machtverhältnisse hergestellt und Geld eingespart werden. Dieses Sparen wird nicht die neuen Bürokratieebenen betreffen, sondern wie es in den Medien zu lesen war, jene die vor Ort die Patientenbetreuung machen sollen.
INVESTITIONEN SIND GEFRAGT
In Oberösterreich sind derzeit 28 Kassenstellen für Allgemeinmedizin und 9 für Fachärzte nicht besetzt. Eigentlich müssten zu diesen 28 fehlenden Stellen auf Grund der Bevölkerungsentwicklung noch 35 Stellen dazu kommen. Der Bevölkerungsanstieg betrug seit 2011 5,6 Prozent. Die Zunahme der Kassenstellen in diesem Zeitraum betrug lediglich 1,7 Prozent. Es muss hier Geld in die Hand genommen werden, um die jungen Kolleginnen und Kollegen zu begeistern, den Weg zum niedergelassenen Allgemeinmediziner oder Facharzt zu gehen.

ZUSAMMENBRUCH DES SYSTEMS DROHT
Wie Bundeskurienobmann Dr. Harald Mayer immer richtig sagt: Die Ambulanzen platzen aus allen Nähten. Es braucht eine strukturierte Patientensteuerung, aber dafür ist auch eine gute Versorgung durch motivierte niedergelassene Ärztinnen und Ärzte unumgänglich. So wie es die ÖGK plant, fährt das System sicher gegen die Wand. Merken Sie sich die Namen derer, die dafür in der Politik und in den neuen Gremien verantwortlich sind, denn es sollte sich später niemand aus der Verantwortung „schleichen“ können, wenn die bis jetzt gute Versorgung – natürlich gibt es auch derzeit immer wieder Probleme, die man gemeinsam lösen muss – zentralistisch „gesund gespart“ wird.

Ihr Präsident Dr. Peter Niedermoser
Linz, im März 2020