Long Covid – von „Nebel im Kopf“ bis Bauchschmerzen

„Die akute Erkrankungsphase bei einer Infektion mit dem SARS-CoV-2-Virus kann bis zu vier Wochen anhalten. Dauert sie länger, spricht man von Long Covid“, weiß Dr. Angelika Reitböck, Allgemeinmedizinerin und Leiterin des Referats für Vorsorgemedizin in der Ärztekammer für Oberösterreich. Sie betont, dass „wir in der Allgemeinmedizin vor besondere diagnostische und therapeutische Herausforderungen gestellt werden“, da das Long-Covid-Syndrom ein außerordentlich breites Spektrum an Symptomen hat.

Schriftzug Long Covid

„Die möglichen Symptome können mannigfaltig sein. Verschiedene Organsysteme können alleine oder in Kombination betroffen sein“, weiß Dr. Angelika Reitböck. Nachsatz: „Im zentralnervösen Bereich sehen wir Taubheitsgefühle wechselnder Lokalisation, Schwindel, Kopfschmerzen, ,Nebel im Kopf` (,brain fog`), Schlafstörungen, Nervosität, depressive Verstimmungen und Panikattacken.“ Selten können sogar Gehirnentzündungen und Anfallsleiden auftreten. Die große Unsicherheit mit den gesundheitlichen Folgen dieser Pandemie führt auch oft zu einer gewissen Unschärfe der Symptomatik, wo sich echte organische Probleme dann nur schwer von sekundär psychisch verstärkten Symptomen unterscheiden lassen.

Die eigenen Grenzen erkennen und beachten
Im Bereich der Atemwege können sich anhaltender Reizhusten, Kurzatmigkeit, Beklemmungsgefühle im Brustkorb und Atemnot manifestieren. Im Herz-Kreislaufbereich treten Blutdruckprobleme, Pulsrasen bis hin zu akuten Ohnmachtsanfällen auf. Auch anhaltende Übelkeit, verminderter Appetit, Gewichtsverlust, Bauchschmerzen kombiniert mit Durchfall oder Verstopfung machen den Betroffenen zu schaffen. Neben anhaltender herabgesetzter Geruchs- und Geschmacksempfindung werden auch häufig noch allgemeine Symptome wie andauernde Müdigkeit, Erschöpfung und Antriebslosigkeit („Fatigue-Syndrom“) beobachtet. Bei schwerster Symptomatik sind Reha-Aufenthalte nötig, um den Betroffenen zu ermöglichen, wieder ausreichend ins Leben zurückzufinden. Zusätzlich ist es entscheidend, die eigenen Grenzen zu erkennen und diese keinesfalls zu überschreiten, betont Reitböck. Ausreichende Ruhephasen und maßvolle körperliche Betätigung sind weitere Voraussetzungen, die für eine weitreichende Genesung sorgen können.

Frauen sind häufiger betroffen
Geschlechterspezifische Unterschiede zeigen, dass Frauen wesentlich häufiger von einem Long-Covid-Syndrom betroffen sind als Männer. Dies wäre ein weiteres Indiz für den Verdacht auf einen zugrunde liegenden autoimmunologischen Prozess als Erklärung für das Long-Covid Syndrom, so Reitböck.

Die Rolle der Impfungen in der Therapie von Long-Covid ist noch nicht vollständig geklärt. Erste ermutigende Untersuchungen sprechen von einer günstigen Beeinflussung des Immunsystems, die zu einer Verbesserung der Symptomatik in bis zu 60% der Betroffenen beitragen kann.

„Unabhängig davon, wie lange die Rekonvaleszenz bei Long-Covid andauern mag, ist es von höchster Bedeutung mit einer positiven Einstellung und anhaltenden Zuversicht an einer ständigen Besserung zu arbeiten. Dies sind die wesentlichsten Grundvoraussetzungen für eine höchstmögliche Wiederherstellung der Gesundheit“, betont Dr. Angelika Reitböck.