Erfolgreicher Honorarabschluss: OÖGKK und Ärztekammer einig

Attraktive Ärztehonorare, höhere Tarife für besonders förderungswürdige Leistungen in der Allgemeinmedizin, Weiterentwicklung des Wartezeiten-managements und des OÖ „Ärztefinders“: Die OÖGKK und die Ärztekammer für Oberösterreich haben erfolgreich verhandelt – und gemeinsam wieder etwas weitergebracht. Es ist der letzte Ärztevertrag, der von der OÖGKK verhandelt und abgeschlossen wird. Ab 1.1.2020 tritt die Österreichische Gesundheitskasse die Nachfolge der neun Gebietskrankenkassen an.

Dr. Felix Wallner (Ärztekammer für Oberöserreich)  OMR Dr. Thomas Fiedler (KO niedergelassene Ärzte der Ärztekammer für Oberösterreich), Albert Maringer (OÖGKK) , sowie Mag. Franz Kiesl (OÖGKK)

Honorarabschluss für zwei Jahre
Einen Honorarabschluss für gleich zwei Jahre haben die OÖGKK und die Ärztekammer für Oberösterreich diesmal verhandelt - einen rückwirkend für 2019 und einen für 2020. Einerseits steigen damit die Honorare – also die Summe der Fallpauschalen und Einzelleistungen der Kassenärzte. Andererseits werden strukturelle Maßnahmen, die in den vergangenen Jahren befristet eingeführt wurden, auf Dauer festgelegt. Das ist bei den allgemeinen Fachärzten eine erhebliche Lockerung des Honorarsummenlimits: Durch die Änderungen im Honorarsummenlimit kommen rund 100 Fachärzte (von bisher 250, die hineingefallen sind) aus dem limitierten Bereich heraus. Das heißt: Sie sind nicht mehr von Degressionen (= reduziertes Honorar, wenn der Umsatz ein bestimmtes Ausmaß überschreitet) betroffen. Für Allgemeinmedizinerinnen und Allgemeinmediziner wird die Degression bei der Grundleistungsvergütung (= Pauschale pro Patient und Quartal) erheblich entschärft.
Hausärzte: Mehr Geld für Zuwendungsmedizin
Außerdem gibt es mehr Geld für Zuwendungsmedizin. Besonders förderungswürdige Leistungen, die in den meisten Fällen von Hausärzten erbracht werden, wie etwa palliative Betreuung, Substitution für Suchtkranke, Katheterwechsel oder Altenheimbetreuung, wurden im Rahmen eines Pilotprojekts im vergangenen Jahr spürbar erhöht. Diese Erhöhungen gelten nun auf Dauer.

Weitere Verbesserung des Wartezeiten-Managements
Akute Behandlungen binnen 24 Stunden, dringende binnen fünf Werktagen und sonstige Termine innerhalb von zwei Monaten (bzw. Kontrolltermine je nach medizinischer Anforderung): Diese Ziele zu den Wartezeiten, welche die OÖGKK und die Ärztekammer für Oberösterreich bereits im Vorjahr vereinbart haben, gelten weiterhin. Die im Frühling 2019 in Betrieb gegangene Terminservicestelle wird optimiert, etwa durch erweiterte Besetzungszeiten und einen verbesserten Informationsfluss zwischen Krankenkasse und Ärztekammer für Oberösterreich. Bei dieser Servicestelle können sich Fachärzte melden, wenn sie keine Termine innerhalb der Zielfristen anbieten können bzw. wenn ein Facharzt oder Hausarzt keine neuen Patienten mehr aufnehmen kann. Die Terminservicestelle unterstützt die Patienten dabei, Informationen über freie ärztliche Kapazitäten in der Umgebung zu erhalten. Die Terminservicestelle ist ab 13. Jänner 2020 von Montag bis Freitag in der Zeit von 8:00 bis 12:00 Uhr unter der Telefonnummer 0510-200217 erreichbar.
Erleichterung bei Kapazitäten einzelner Ordinationen könnten zwei Neuerungen des Jahres 2019 bringen: die „erweiterte Vertretung“, bei der Ärztinnen und Ärzte auf Basis eines freien Dienstvertrages in einer Kassenordination mitarbeiten können sowie die Möglichkeit für Kassenärzte, Mediziner in ihrer Praxis anzustellen.

Ärztefinder wird weiterentwickelt
Unter arztsuche.aekooe.at finden Patientinnen und Patienten seit mehreren Jahren Allgemeinmediziner und Fachärzte in Oberösterreich. Schon bisher waren Mediziner mit Kassenvertrag auf dieser Website registriert. In Zukunft wird es bei allen Vertragsärzten eine Info zu den Wartezeiten geben – optisch gestaltet mittels Ampelfarben. Um die Umsetzung wird sich die Ärztekammer für Oberösterreich kümmern. Für Regionen mit überlangen Wartezeiten werden die Ärztekammer für Oberösterreich und die Krankenkasse über eine Aufstockung der Vertragsarztstellen verhandeln.

Rückblick auf eine langjährige gute Partnerschaft
Albert Maringer, Obmann der OÖGKK
„Es waren die letzten Honorarverhandlungen, die wir als OÖGKK mit der Ärztekammer für Oberösterreich geführt haben. Wenn ich auf die vielen Jahre zurückblicke, kann ich nur sagen: Es war eine gute Partnerschaft! Dass man nicht immer einer Meinung ist, liegt in der Natur der Sache. Aber wenn ein Grundvertrauen und eine gemeinsame Verantwortung für das große Ganze da sind, findet man immer Lösungen – nicht nur bei Details zu Kassenverträgen, sondern auch bei Innovationen. Wir wollen ab Anfang 2020 so viel wie möglich von diesem konstruktiven oberösterreichischen Geist in die neue Österreichische Gesundheitskasse mitnehmen.“
OMR Dr. Thomas Fiedler, Kurienobmann der niedergelassenen Ärzte, Ärztekammer für Oberösterreich
„Die diesjährigen Verhandlungen waren sehr harte und schwierige – noch nie war eine Kündigung des GKK-Vertrages so nahe. Nicht zuletzt aufgrund der wirklich hervorragenden jahrelangen Zusammenarbeit mit der OÖGKK, konnten nun aber im Rahmen des Vertragsabschlusses wesentliche Strukturänderungen für die oberösterreichische Ärzteschaft auf Dauer vereinbart werden. Die weitgehende Beseitigung der leistungs- und patientenfeindlichen Honorarsummenlimitierungen bei den Fachärzten und Staffeln bei den Allgemeinmedizinern stellen eine wichtige Basis für die zukünftigen Verhandlungen mit der bundesweiten ÖGK dar.“
Mag. Franz Kiesl, Ressortdirektor, OÖGKK
„Ein fairer Honorarabschluss ist nur eine von mehreren Maßnahmen, um die medizinische Versorgung durch Kassenärzte zu sichern. Gemeinsam mit der Ärztekammer drehten wir in den vergangenen Jahren an vielen Schrauben, um die Versorgung zu verbessern; zum Beispiel: flexible Arbeitszeitmodelle mit Teilzeitmöglichkeiten (Anstellung von Ärzten bei Ärzten, Jobsharing, Primärversorungseinheiten usw.). Wir fördern Praktika beim Hausarzt, Mentoring und einschlägige Seminare, um Medizinstudenten und Turnusärzte neugierig auf eine Kassenpraxis für Allgemeinmedizin zu machen. Bei Primärversorgungseinheiten mit interdisziplinären Teams ist unser Bundesland führend. Der hausärztliche Notdienst wurde attraktiver gemacht usw. Kooperative Lösungen im Sinne der Patienten und der Ärzte sind unser Ziel!“
Hon-Prof. Dr. Felix Wallner, Kammeramtsdirektor Ärztekammer für Oberösterreich
„Das vorliegende Verhandlungsergebnis konnte nur dadurch erzielt werden, weil bei aller Gegensätzlichkeit der Forderungen, beide Institutionen immer ein gemeinsames Ziel – die bestmögliche Versorgung der oberösterreichischen Patientinnen und Patienten – verfolgt haben. Inwieweit mit der bundesweiten ÖGK zukünftig regional maßgeschneiderte Lösungen erzielt werden können, werden die nächsten Verhandlungen weisen.“