Eine unterschätzte Gefahr für Kinder: die heiße Tasse Tee

Eine heiße Tasse Tee, die an kalten Herbsttagen schön wärmt, sorgt für Wohlfühlmomente. Für Kleinkinder bedeutet sie mitunter aber eine große Gefahr, die oft unterschätzt wird. Der unerwartete Griff zur Tasse kann zur Verbrühung von bis zu 30 Prozent der Körperoberfläche führen, wobei bereits ab etwa 10 Prozent für Kleinkinder und Säuglinge Lebensgefahr besteht.

eine weiße Tasse mit heißem Tee steht auf einem Tisch

Kleinkinder entdecken voller Neugier ihre Welt und sind dabei fast ständig in Bewegung. Da ihnen noch das Gefahrenbewusstsein fehlt, können gefährliche Situationen entstehen. Zu verlockend ist es zum Beispiel, am herunterhängenden Kabel des eingeschalteten Wasserkochers zu ziehen, um zu sehen, was denn hier so blubbert.

Die Folgen sind verheerend, wie Prim. Dr. Simon Kargl, Leiter der Kinder- und Jugendchirurgie am Kepler Universitätsklinikum und Fachgruppenvertreter für Kinder- und Jugendchirurgie der Ärztekammer für Oberösterreich, weiß: „Kommt die empfindliche Kinderhaut mit 50 Grad heißem Wasser für etwa zehn Sekunden in Kontakt, können Brandblasen und Verbrühungen zweiten Grades entstehen. Ist die Flüssigkeit 65 Grad heiß, reicht eine halbe Sekunde, um die Haut vollständig zu zerstören.“

Kinderhaut ist empfindlich
Die Haut von Kindern unter fünf Jahren ist dünner als die eines Erwachsenen. Deshalb kann der Kontakt mit heißen Flüssigkeiten die Hautoberfläche von Kleinkindern besonders schwer schädigen und zu bleibenden Narben führen. Da sich die Unfälle meist im Beisein von Erwachsenen ereignen, ist das Psychotrauma für Kind und Eltern bei Verbrühungsverletzungen oft enorm. Eine interdisziplinäre Behandlung ist daher sehr wichtig. „Je nach Ausmaß der Verletzung kann die Nachbehandlung mehrere Monate bis Jahre dauern. Um wulstige oder gar bewegungseinschränkende Narbenbildung zu verhindern, erfolgt die Behandlung mit Cremen, Kompressionsanzügen und verschiedenen Bewegungstherapien“, erklärt Dr. Simon Kargl. Seit gut einem Jahr kann dank des Kinder- und Jugend-Rehazentrums kokon in Rohrbach-Berg Kindern mit Brandverletzungen nun auch in Oberösterreich mit einer stationären Reha-Behandlung geholfen werden.

Keine Hausmittel zur Erstversorgung verwenden
Passiert ein Unfall, ist rasche Hilfe nötig. Die durchnässte Kleidung sollte vorsichtig entfernt werden. Kleine Verbrühungen können zur Schmerzstillung mit handwarmen Wasser für maximal zehn Minuten gekühlt werden. Bei Säuglingen und Kleinkindern sowie bei großflächigen Verletzungen ist eine Kühlung aber generell verboten, zu groß ist die Gefahr einer gefährlichen Senkung der Körpertemperatur. Salben, Cremes und sogenannte Hausmittel, von Honig bis Zahnpasta, haben bei der Erstbehandlung von Verbrühungen absolut keinen Platz. Statt zu helfen, erhöhen sie das Infektionsrisiko und erschweren die Behandlung der verletzten Haut. Am besten ist es, das Kind bis zum Eintreffen der Rettung in eine sterile Decke oder ein sauberes Badetuch zu hüllen.

Gefährliche Situationen vermeiden
Viele Gefahren können im Alltag durch vorbeugende Maßnahmen und Verhaltensregeln gemindert werden, um so Kinderunfälle zu vermeiden, wie zum Beispiel:

  • Nichts Heißes trinken oder essen, während das Kind auf dem Schoß, dem Arm, im Tragetuch etc. sitzt.
  • Keine Tischdecken verwenden.
  • Heiße Getränke oder Speisen in die Tischmitte stellen.
  • Das Kabel des Wasserkochers, der Kaffeemaschinen etc. nicht herunterhängen lassen.
  • Den Wasserkocher nach Gebrauch immer vollständig entleeren.
  • Die Griffe von Pfannen und Töpfen nach hinten schauen lassen und bevorzugt den hinteren Herdbereich zum Kochen verwenden (eventuell Herdschutzgitter montieren).
  • Keine heißen Gefäße (z. B. Teekanne, Kaffeetasse, Suppentopf etc.) herumtragen, wenn Kleinkinder durch den Raum tollen.