Ein unauffälliger Zeckenstich an der Wade, ein leicht geschwollener Bienenstich am Arm, gemächliche Bauch- oder Kopfschmerzen. So unterschiedlich die Fälle sind, sie haben eines gemeinsam: die Patientinnen und Patienten gehören alle primär nicht ins Spital. Dennoch suchen viele die Notfallambulanzen auf. „Dieses Verhalten führt dazu, dass viel Geld und Personalressourcen vergeudet werden, die im Gesundheitssystem besser eingesetzt werden können. Wir brauchen schnellstmöglich eine effiziente Patientenlenkung nach dem Prinzip digital vor niedergelassen-ambulant vor spitalsambulant vor stationär“, sagt Dr. Harald Mayer, Unfallchirurg am Landeskrankenhaus Schärding sowie Kurienobmann der angestellten Ärzte in der Ärztekammer für Oberösterreich.
Primaria Dr. Elisabeth Modler, Abteilungsleiterin der Zentralen Notfallambulanz und der Ambulanz für Allgemeinmedizin am Klinikum Wels-Grieskirchen sowie Kurienmitglied der angestellten Ärzte in der Ärztekammer für OÖ: „Das Problem ist, dass die Patientinnen und Patienten, die diesen - in ihrem Fall nicht notwendigen - Weg wählen, auch deutlich länger warten müssen. Das liegt nicht am Mutwillen des Spitals: Die Liste der Notfälle wird jedenfalls nach Dringlichkeit abgearbeitet. Daher verlängert sich die Wartezeit für alle, die nicht als dringlich eingestuft wurden“, so Primaria Dr. Modler.
Erster Schritt: Eigenversorgung oder 1450 wählen
Wie macht man es aber richtig? Zuallererst steht die Eigenversorgung. Bei geringfügigen Symptomen hilft man sich mit Essigpatschen gegen Fieber oder fiebersenkenden Tabletten, die man auch ohne Rezept in der Apotheke erhält. Bei Husten trinkt man Tee, isst eine Suppe oder nimmt einen Hustensaft zu sich. Das alles wird von schonender Bettruhe begleitet. In den meisten Fällen sind die Beschwerden innerhalb weniger Tage deutlich gelindert. Für die Linderung von Symptomen nach unkomplizierten Insektenstichen kann man auch eine Salbe aus der Apotheke besorgen.
Wenn die Genesung nicht so rasch erfolgt, dann holt man Hilfe: „Immer dann, wenn man sich nicht ganz sicher ist, kann man rund um die Uhr die Gesundheitshotline 1450 anrufen – wenn man nicht bis zur Konsultation des Hausarztes warten kann“, sagt Primaria Dr. Modler. Diplomiertes Gesundheits- und Krankenpflegepersonal fragt unter 1450 ganz gezielt nach, um sich ein exaktes Bild über die Situation des Gesundheitszustandes der Patientin bzw. des Patienten zu machen. In unklaren Fällen kontaktieren die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine Ärztin bzw. einen Arzt, um weitere Empfehlungen geben zu können oder raten, den Hausarzt aufzusuchen. Wenn es ganz kritisch scheint, wird der Rettungsdienst alarmiert.
Hausarzt ist für Sie da
Natürlich ist die Hausärztin bzw. der Hausarzt für Sie erste Ansprechpartnerin bzw. erster Ansprechpartner. Als Vertrauensärzte kennen sie Ihre Krankengeschichte am besten und versorgen Sie im Bedarfsfall zuerst und begleiten Sie auf Ihrem Weg durch das Gesundheitssystem.
Sollten Sie außerhalb der Öffnungszeiten Ihres Hausarztes bis 23 Uhr einen ärztlichen Rat benötigen, so steht hier ein Bereitschaftsdienst zur Verfügung, den Sie entweder zu bestimmten Zeiten in der Bereitschaftsordination aufsuchen können – oder den Sie bei gegebener Notwendigkeit um eine Visite ersuchen können. Nach 23 Uhr versorgt ein ärztlicher Telefondienst ganz Oberösterreich.
Im Notfall rufen Sie bitte 144
Bei besonders schlimmem Verdacht, etwa bei Herzinfarkt, Schlaganfall oder Unfällen zögern Sie nicht die Rettung unter 144 zu rufen. Hier zählt oft jede Sekunde und man ist bei den Sanitäterinnen/Sanitätern und Notärztinnen und Notärzten in besten und professionellen Händen.
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