Überforderung im Klassenzimmer: Burn-Out bei Kindern

Wutanfälle, Schlafprobleme und Bauchweh: Burn-Out ist mittlerweile auch in den Kinderzimmern angekommen. Der Leistungsdruck steigt, immer mehr Kinder und Jugendliche fühlen sich „ausgebrannt“.

Der Begriff Burn-Out wird bei Kindern jedoch nicht verwendet, Dr. Bettina Matschnig, Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Fachgruppenvertreterin für Kinder- und Jugendpsychiatrie der Ärztekammer für Oberösterreich spricht in diesem Zusammenhang von Überforderung: „Kinder und Jugendliche verspüren Druck, der von ihrer Umwelt kommt. Das kann einerseits die Schule andererseits können diesen auch die Eltern zuhause auslösen. Dieser Druck überfordert dann die Kinder und Jugendlichen.“

Kinder wollen „genügen“

Besonders betroffen davon sind Kinder, wenn Eltern den eigenen Ehrgeiz auf das Kind übertragen. „Erfüllt das Kind dann die Erwartungen nicht und fehlt auch Seitens der Eltern das Signal, dass es ok ist, das Ziel loszulassen, können die Kinder richtig verzweifeln“. Was man hier nicht vergessen darf: Mit Schule, Lernen und Hausübungen kommen Kinder wie Erwachsene auf eine 40 Stunden Woche. Gleichzeitig sind die Anforderungen gestiegen: Waren es früher „nur“ die eigenen Freunde, mit denen man sich verglich, ist es jetzt die Welt – die sozialen Medien und die Schnelllebigkeit sind Faktoren, die diese Überforderung zusätzlich begünstigen. „Die Kinder wollen es allen Recht machen: Den Eltern, der Schule, den Freunden und dann auch noch in den sozialen Netzen angesehen sein. Das kann viele komplett überfordern. Daher sind hier besonders die Eltern gefordert, dem Kind das nötige Rüstzeug für das Schaffen eines Ausgleichs mitzugeben“, weiß Dr. Matschnig.

Zusätzlich haben Kinder feine Antennen: Schon kleinste Veränderungen in der Stimmung kann sie beeinflussen. Hält etwa eine drückende Allgemeinstimmung länger an, kann sie das belasten. Auch die Sorgen der Eltern spüren sie genau: Eine mögliche Trennung oder ein Arbeitswechsel kann für die Kleinsten zur Belastung werden.

Symptome: Eltern sollten genau hinschauen

Die Symptome der Überforderung sind vielfältig: Abschottung von der Außenwelt, Demotivation aber auch körperliche Signale können sich bemerkbar machen. Etwa Bauchweh oder Schlafprobleme. Oftmals passiert das schleichend: „Die Eltern müssen genau hinschauen: geht es meinem Kind alles in allem gut, ist eine kurzanhaltende Demotivation kein großes Problem. Etwas anderes ist es, wenn mein Kind nur aus Angst vor schlechten Noten lernt“, erklärt Dr. Matschnig. Dann hilft es, die Belastungen zu analysieren.

Therapie mit Bezugspersonen

Gerade wenn an das Kind zu hohe Ansprüche gestellt werden, hilft es in der Therapie jene Personen mit einzubeziehen, die den Druck auslösen“, rät Dr. Matschnig. Das können die

Eltern aber auch die Lehrer sein. Außerdem sollten Kinder und Jugendliche lernen, mit dem Druck bzw. mit ihren eigenen hohen Ansprüchen umgehen zu lernen. Das soll auch seitens der Eltern vorgelebt werden: „Da ist es wichtig, dass es gemeinsame Unternehmungen und medienfreie Zeit gibt, sowohl für Eltern als auch Kinder, denn zu oft fällt die Kommunikation dadurch, dass Erwachsene und Kinder am Smartphone hängen, flach“, warnt Dr. Matschnig.