Ärztliche Versorgung auch außerhalb der Ordinationszeiten bleibt gesichert: Neuregelung des Hausärztlichen Notdienstes (HÄND)

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Wenn außerhalb der Ordinationszeiten, am Wochenende oder an Feiertagen dringend eine praktische Ärztin bzw. ein praktischer Arzt benötigt wird, steht in Oberösterreich unter der Telefonnummer 141 der Hausärztliche Notdienst (HÄND) zur Verfügung. Allgemein gilt: Dort, wo eine Kassenstelle unbesetzt ist, kann eine Mehrbelastung der umliegenden Ärztinnen und Ärzte auftreten. Dies muss auch bei der Organisation des HÄND bedacht werden. Vor diesem Hintergrund wurde auf Initiative der OÖ Ärztekammer der ärztliche Bereitschaftsdienst neu geregelt, um eine Überlastung zu verhindern.

Einigung für die oö. Versicherten zwischen ÖGK und Ärztekammer
Der Visitendienst ist künftig verpflichtend bis 23 Uhr besetzt. Es steht über die Nummer der Telefonischen Gesundheitsberatung 1450 medizinische Beratung durch speziell geschultes diplomiertes Personal zur Verfügung, um Sicherheit zu geben und eine gute Beratung zu garantieren. Ab 23 Uhr wird im Hintergrund mit einer Telefonärztin bzw. einem Telefonarzt verstärkt, der bzw. die für weiterführende medizinische Fragestellungen zur Verfügung steht. Darüber hinaus wird ein weiterer Schritt angedacht: Für die Versicherten soll künftig auch die Möglichkeit einer Videokonsultation mit den Hintergrundärztinnen und Hintergrundärzten (ab 23 Uhr) bestehen. Die technischen/rechtlichen Voraussetzungen sind derzeit in der Prüfungsphase, das Angebot ist für Ende des Jahres geplant. Für eine regionale und wohnortnahe ärztliche Versorgung außerhalb der Ordinationszeiten stehen mit dem neuen HÄND unter der gewohnten Telefonnummer 141 und/oder unter der Nummer 1450 in jeder HÄND-Region sogar folgende Dienste zur Verfügung:

  • An Wochentagen zwei Rufbereitschaftsdienste in der Zeit von 14 bis 19 Uhr sowie ein Visitendienst in der Zeit von 19 bis 23 Uhr.
  • An Wochenend- und Feiertagen zwei Ordinationsdienste in der Zeit von 8 bis 12 Uhr, ein Visitendienst in der Zeit von 12 bis 23 Uhr.
  • Telefonische Gesundheitsberatung 1450 steht 7 Tage die Woche rund um die Uhr zur Verfügung.

In den meisten HÄND-Regionen gilt die Neuregelung ab 1. Juli 2023. Auch der Telefonarzt-Dienst bei 1450 wird ab diesem Zeitpunkt installiert. Die weiteren Regionen folgen mit 1.10.2023 bzw. 1.1.2024.

„Den Hausärztinnen und Hausärzten ist eine bestmögliche Versorgung der oberösterreichischen Bevölkerung ein großes Anliegen. Aber auch wir haben unsere Belastungsgrenzen, weswegen wir den Hausärztlichen Notdienst neugestalten mussten. Es ist aber wichtig zu betonen, dass für lebensbedrohliche Notfälle weiterhin unter der Nummer 144 rund um die Uhr eine notärztliche Versorgung für die Bevölkerung bereitsteht“, sagt OMR Dr. Wolfgang Ziegler, Kurienobmann-Stellvertreter der niedergelassenen Ärzte in der Ärztekammer für Oberösterreich.

„Auch nach der Anpassung des Hausärztlichen Notdienstes steht der oberösterreichischen Bevölkerung ein sehr gutes Versorgungssystem zur Verfügung. Die Kombination aus telefonischer Gesundheitsberatung 1450 sowie einem verlässlichen Rettungs- und Notarztwesen gibt den Menschen in Oberösterreich Sicherheit und bringt sie zu dem für sie richtigen „Best Point of Service“ für ihr Anliegen. Das OÖ. Rote Kreuz steht hier als Partner zur Verfügung. Ich empfehle auch die Webseite „wobinichrichtig.at“. Sie bietet Orientierung im Gesundheitssystem und trägt dazu bei, die Gesundheitskompetenz in der Bevölkerung zu stärken. Hier kann man sich bereits im Vorfeld informieren“, sagt Rotkreuz-Präsident Dr. Walter Aichinger.

Volle Bandbreite an Unterstützung bereithalten
„Wir haben ein starkes Gesundheitssystem, das unsere Versicherten rund um die Uhr berät und versorgt. Dieser Anspruch ist für uns nicht verhandelbar. Wir beharren jedoch nicht darauf, dass eine Berufsgruppe allein diesen Anspruch erfüllen muss. Daher stehen wir hinter der Kooperation von 1450, Hausärzten, Notärzten und Rettungsdiensten. Entscheidend ist: Für jeden Versicherten muss permanent eine situationsgerechte Hilfe bereitstehen. Ein Notfall erfordert binnen weniger Minuten eine komplexe medizinische Versorgungskette. Bei allgemeinen Beschwerden hilft oft ein beratendes Gespräch, um sicher und beruhigt durch die Nacht zu kommen. Diese Bandbreite an Unterstützung müssen wir von 0 bis 24 Uhr bereitstellen können. Dafür bürgt der neue HÄND“, erklärt ÖGK Landesstellenausschussvorsitzender Mst. Michael Pecherstorfer.

„Eine gut funktionierende PatientInnenlenkung ist ein wichtiger Bestandteil einer modernen Gesundheitsversorgung. Wir wollen gemeinsam mit unseren Partnerinnen und Partnern im oö. Gesundheitswesen dafür sorgen, dass Patientinnen und Patienten dort hingelangen, wo sie am besten behandelt werden können. So wird den Patientinnen und Patienten geholfen, da keine langen Wartezeiten entstehen und die Spitäler entlastet werden können. Die nun zwischen der ÖGK und der Ärztekammer ausverhandelte Neuregelung des Hausärztlichen Notdienstes HÄND ist wichtig, damit für die Menschen in Oberösterreich die ärztliche Versorgung auch außerhalb der klassischen Ordinationszeiten weiterhin gesichert bleibt. Die Telefonische Gesundheitsberatung 1450, die schon jetzt eine wichtige Rolle in der PatientInnen-Lenkung spielt, wird damit weiter aufgewertet. Ziel bleibt, dass alle, die Hilfe brauchen, diese Hilfe schnellstmöglich und am richtigen Ort bekommen“, sagt Gesundheitsreferentin LH-Stellvertreterin Mag.a Christine Haberlander.