PK der OÖ-Ärztekammer: Patientensteuerung in der Weihnachtszeit

Überfüllte Ordinationen und Spitalsambulanzen. Gerade zu Weihnachten und angesichts der aktuell vorherrschenden Infektionswelle wird das Gesundheitssystem auf eine harte Probe gestellt. Abhilfe kann nur eine effiziente Patientensteuerung leisten. Eigenversorgung vor 1450 vor niedergelassen-ambulant vor spitals-ambulant vor stationär! So muss der richtige Weg durch das System lauten.

Oftmals stellt sich bei ärztlichen Untersuchungen heraus, dass viele gesundheitliche Beschwerden gar keiner ärztlichen Intervention bedürfen. Denn Erkältungen, Übelkeit oder Hautrötungen etwa nach einem Insektenstich sind nur ein paar Beispiele, die eigenständig versorgt werden können. „Selbsthilfemaßnahmen wie Ruhe, ausreichendes Trinken, bewährte Hausmittel oder rezeptfreie Medikamente können effektiv zur Linderung beitragen“, weiß Dr. Peter Niedermoser, Präsident der Ärztekammer für Oberösterreich. Daher steht an erster Stelle der mehrstufig aufgebauten Gesundheitsversorgung in Österreich immer die Eigenversorgung. Das Portal www.wobinichrichtig.at bietet viele hilfreiche Informationen.

1450 – kostenlos und rund um die Uhr

Reicht die Eigenversorgung nicht aus, dann steht die Nummer 1450 kostenlos rund um die Uhr zur Verfügung. „Egal ob Kopfschmerzen, Bauchweh, Übelkeit oder saisonbedingte Erkältungssymptome – die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der telefonischen Gesundheitsberatung 1450 sind zu jeder Tages- und Nachtzeit erreichbar“, sagt Dr. Walter Aichinger. Im Hinblick auf die kommenden Tage weiß der OÖ. Rotkreuz-Präsident: „Wie im gesamten Jahr vermitteln sie auch rund um die Weihnachtsfeiertage Rat, Hilfe und geben Orientierung.“ Bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern handelt es sich um medizinisch besonders geschultes diplomiertes Krankenpflegepersonal. Sie lotsen anrufende Personen durch ein von Medizinerinnen und Medizinern entwickeltes, protokolliertes Abfragesystem und geben dann Empfehlungen ab. „Alleine in diesem Jahr wählten bis dato 100.000 Anrufer die kostenlose Nummer 1450. Diese ist eine Kooperation zwischen Bund, Land und Sozialversicherungsträgern und wird in Oberösterreich vom Roten Kreuz betrieben und ist ein wichtiger Baustein des Patientenauskunfts- und Leitsystems“, so Dr. Aichinger.

Erste ärztliche Hilfe in der Niederlassung

Reichen Eigenversorgung und 1450 nicht aus, dann steht am Wochenende und außerhalb der Ordinationszeiten der Hausärztliche Notdienst (HÄND) und untertags der niedergelassene Bereich sowie die Primärversorgung bereit. Das braucht aber den dringenden Ausbau des niedergelassenen Bereichs, also die Erweiterung der Zahl an Kassenstellen. Wobei in den zu Beginn des Frühjahres abgeschlossenen gesamt-vertraglichen Honorarverhandlungen zwischen den ÖGK und der OÖ-Ärztekammer bereits die Schaffung von zusätzlichen Kassenstellen beschlossen wurde und in der zuletzt vom Nationalrat beschlossenen Gesundheitsreform 17 Kassenstellen für Oberösterreich eingeplant wurden. „Angesichts der Pensionierungswelle müssen überdies Kassenverträge gerade für junge Kolleginnen und Kollegen attraktiver gestaltet werden“, so Dr. Niedermoser. Hier braucht es interessante Modelle, die den Lebensumständen der jungen Ärzteschaft gut entgegenkommen. Das bedeutet, dass die Rahmenbedingungen so gestaltet sein müssen, dass Kolleginnen und Kollegen Interesse zeigen, die offenen Kassenstellen auch zu besetzen.

„Der erste Weg bei notwendiger ärztlicher Hilfe muss also immer in die Hausarztpraxis führen. Nur dort können Probleme sofort fachgerecht behandelt oder an die nächste geeignete Stelle wie Fachordinationen oder Ambulanzen weiterverwiesen werden“, sagt OÖ-Ärztekammer-Präsident Dr. Peter Niedermoser. Fach- oder Terminambulanzen müssen immer der abschließende Schritt am Weg durch das Gesundheitssystem sein. Dieser Weg ist der einzig richtige, ohne den eine funktionierende Gesundheitsversorgung nicht haltbar ist.

Feiertage als große Herausforderung

Trotzdem kommen immer mehr Patientinnen und Patienten mit den eingangs beschriebenen Symptomen in die Ordinationen oder sogar in die Spitalsambulanzen. Das schränkt die ärztlichen Ressourcen leider massiv ein. Werden Ressourcen aber nicht richtig eingesetzt, dann kann die bestmögliche Versorgung der Patientinnen und Patienten nicht gewährleistet werden. „Wir stehen kurz vor den Weihnachtsfeiertagen, die uns und unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erfahrungsgemäß vor große Herausforderungen stellen. Dazu kommt ein gleichzeitiges Auftreten mehrerer Infektionswellen, wie auch im Vorjahr um diese Zeit“, weiß Mag. Dr. Franz Harnoncourt. Der Vorsitzende der Geschäftsführung der OÖG weiter: „Im Sinne der Kampagne „Wo bin ich richtig?“ bräuchte es in den meisten Fällen gar keine Spitalsbehandlung. Oftmals würde eine Versorgung im niedergelassenen Bereich oder auch nur die Beratung über 1450 genügen.“ Viele Patientinnen und Patienten weichen aber dennoch in die Notaufnahmen unserer Kliniken aus. „Die Spitäler übernehmen damit immer mehr die Grundversorgung der Patientinnen und Patienten, die eigentlich in den Ordinationen erfolgen sollte“, so Dr. Harnoncourt.

Nur im Notfall in die Ambulanz

„Selbstverständlich wird niemand, der Hilfe sucht, abgewiesen. Der Sinn einer medizinischen Notaufnahme liegt aber in der raschen Betreuung von Patientinnen und Patienten mit akuten und dringlich zu versorgenden medizinischen Problemen“, so Spitalsmanager Dr. Stefan Meusburger von den Oö. Ordensspitälern. „Solch eine Situation ist für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sehr belastend und frustrierend. Aber auch für die betroffenen Patientinnen und Patienten kann es angesichts der damit zwangsläufig verbundenen längeren Wartezeiten sehr unangenehm sein“, so Dr. Meusburger. Denn durch Unplanbarkeit des Patienten-Aufkommens und der medizinisch angezeigten Versorgungsreihenfolge nach Priorität und Schwere der Erkrankungen, kann es zu langen Wartezeiten kommen. „Wir appellieren daher an alle, eine Spitalsambulanz wirklich nur im Notfall oder mit vereinbartem Termin aufzusuchen. Insbesondere für schon länger bestehende oder nicht heftige Beschwerden sind die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte erste Anlaufstelle“, sagen Dr. Harnoncourt und Dr. Meusburger übereinstimmend. Zur Entschärfung der Situation braucht es zudem den Ausbau der Personalressourcen in den Spitälern.

Konsequenz bei Nicht-Einhaltung

Dazu braucht es aber auch Konsequenzen bei der Nicht-Einhaltung der vorgegebenen Versorgungspyramide und des vorgegebenen Versorgungspfades, der in einem gemeinsamen Diskurs von den Verantwortlichen im Gesundheitssystem (Ärzteschaft, Pflege, ÖGK, Träger und Politik) entwickelt werden muss. „Hält sich der Patient an diesen richtigen Weg, dann muss er vorgereiht werden. Will er allerdings abkürzen, dann erzeugt er nicht nur zusätzliche Kosten, sondern muss am Ende auch mit Wartezeiten rechnen“, so der Präsident der OÖ-Ärztekammer, der auch sagt: „Es ist nur ehrlich, den Patientinnen und Patienten auch zu sagen, dass künftig nicht mehr alles sofort und zu jeder Tages- und Nachtzeit möglich ist. Gerade zu Weihnachten sind die Ressourcen knapp. Daher bitte ich die Patientinnen und Patienten auch um Geduld. Auch Beschimpfungen gehören sicher nicht in eine Ordination oder in ein Spital. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Gesundheitswesens, egal in welcher Funktion, haben es sich auch verdient, schöne und besinnliche Weihnachten zu feiern und etwas durchzuatmen.“