Wellen und Täler

Wenn Sie dieses Editorial lesen werden, könnte die 5. Welle am Höhepunkt, schon über uns geschwappt oder vielleicht doch nicht so schlimm gewesen sein. Den Optimismus sollte man in dieser Zeit nicht verlieren.

Ja, es ist eine schwierige Zeit. Jeder von uns kommt langsam an die Grenzen des Erträglichen, oder hat diese schon längst überschritten. Uns, die wir im Gesundheitssystem arbeiten, wird noch einiges abverlangt werden. Aber es ist jetzt nicht die Zeit zum Aufgeben, denn wir werden gebraucht. Am vierten Adventsonntag wurde durch das Lichtermeer in Wien und auch in anderen Städten ein Zeichen für den Zusammenhalt und für den Kampf gegen COVID gesetzt. Ja, wir werden diesen Kampf gewinnen. Wir haben hervorragende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, engagierte Kolleginnen und Kollegen und tolle Pflegekräfte, die trotz des Widerstands eines kleinen Teils der Gesellschaft diesen Virus in den Griff bekommen werden.
 

WAS IST DANACH?
Eine ganz wichtige Aufgabe wird es sein, sich nach Beherrschung der Pandemie ohne Emotionen zusammen zu setzen. Mit der Politik, den Gesundheitsorganisationen, Trägern, den Gewerkschaften und anderen für die Gesundheitsversorgung relevanten Gruppen um vorbehaltslos zu analysieren, welche positiven Effekte im Gesundheitssystem und welche Mängel die Pandemie aufgezeigt hat. Auf Basis der vorhandenen Daten – ich hoffe es sind diese in  ausreichendem Maße vorhanden – braucht es kurz-, mittel- und langfristige Konzepte um diese Mängel zu lösen. Diesen Wunsch habe ich schon vielfach an die Verantwortlichen im Gesundheitswesen herangetragen. Denn oft vergisst man nach überstandenen Katastrophen, diese korrekt aufzuarbeiten. Sie können sich darauf verlassen, dass ich diese umfassende Aufarbeitung weiterhin konsequent einfordern werde. Jetzt heißt es aber nochmals zusammenhalten, um nicht in ein dauerhaftes Wellental zu kommen.
 

TV-WERBUNG APOTHEKERKAMMER
Die Apothekerkammer hat in Werbespots aus meiner Sicht wieder einmal Grenzen überschritten, die nicht ohne Klärung bleiben dürfen. In einer Fernsehkampagne wurde das Berufsbild der ApothekerInnen in einer Weise beworben, die die Grenzen des Zulässigen unserer Meinung nach überschreitet, weil darin der Eindruck vermittelt wird, dass Apotheker auch befugt sind, PatientInnen zu behandeln. Nachdem sich zu Recht eine ganze Reihe von Kolleginnen und Kollegen darüber empört hat, haben wir auch in der Öffentlichkeit angekündigt, rechtliche Schritte zu prüfen. Interessanterweise hat uns noch während wir die Angelegenheit geprüft haben, ein Schreiben eines Rechtsanwalts der Österreichischen Apothekerkammer erreicht, das uns auffordert, unsere öffentliche Kritik entweder zurückzuziehen oder mit Klage vorzugehen. Wir haben uns daher entschlossen, dem Wunsch der Österreichischen Apothekerkammer nachzukommen und tatsächlich eine Klage einzubringen. Es gibt zwar bei derartigen Wettbewerbsklagen einen gewissen Ermessensspielraum, den wir vorher abgeklärt haben und natürlich ist der Ausgang einer Klage nicht zu 100 Prozent abzuschätzen.Trotzdem haben wir eine solche Klage eingereicht, da die rechtliche Einschätzung einer solchen durchaus Aussicht auf Erfolg hat. Daher sind wir es unseren Kolleginnen und Kollegen schuldig, die rechtlichen Schritte auch tatsächlich durchzuziehen.

IMPFAKTION IN DER KAMMER
Da es uns in Oberösterreich erfreulicherweise gelungen ist, am Beginn dieses Jahres bei seinerzeit noch stark kontingentiertem Impfstoff, sehr rasch eine Covid-Impfung für Ärzte zu organisieren, hat sich natürlich auch sehr früh das Thema der Auffrischungsimpfung gestellt. Im Hinblick darauf, dass mittlerweile der Impfstoff nicht mehr kontingentiert, von Ärzten verhältnismäßig einfach über die Bundesbeschaffungsagentur bestellt werden kann, haben wir für die Auffrischungsimpfung keine Impfstraßen mehr organisiert. Vereinzelt wurde dann aber doch der Wunsch an uns herangetragen, auch in der Kammer eine Impfung zu organisieren, weil es Ärzte gab, die unbedingt mit Moderna nachgeimpft werden wollten und dieser Impfstoff aus logistischen Gründen in den Ordinationen wenig angeboten wird. Wir haben daher mit tatkräftiger Unterstützung von OMR Dr. Ziegler und Vizepräsidentin MR Dr. Westreicher in der Kammer zwei Impftermine für Ärzte durchgeführt, die reibungslos funktioniert haben und von den beteiligten Ärzten sehr geschätzt wurden.