Solidaritätsfonds – einzigartig in Österreich

Die Gehaltsverhandlungen mit LH Pühringer standen im Jahre 2015 mehrmals an der Kippe. Ein großer Streitpunkt war die Erhöhung des Hausrücklasses um sechs Prozent und die Absicht, dass die Träger dieses zusätzliche Geld für sich verwenden

dürfen, auch um einen Ausgleich unter den Fächern zu organisieren. Dem hätten wir nie zugestimmt.

Schlussendlich wurde die Idee des Solidaritätsfonds (auch bekannt als Solidaritätspool) ins Spiel gebracht. Dem damaligen Verhandlungsteam, unter der Führung von Harald Mayer und mir, war es wichtig, dass Ärztegelder – und das sind Sondergebühren – nicht von den Trägern, sondern von der Ärzteschaft verteilt werden. Nach sehr intensiven Verhandlungen
zu diesem Thema und der Gehaltsreform an sich, wo wir auch in die Pfanne gehaut wurden bis das Fett spritzt, ist es uns auch gelungen, den Solidaritätspool zu installieren. Natürlich verliert keiner gerne sechs Prozent seiner Sondergebühren, natürlich war es nicht einfach, gerechte Kriterien zu entwickeln, nach denen man diese Gelder unter den Kolleginnen
und Kollegen aufteilt, natürlich finden das jene, die vielleicht nichts oder nur wenig bekommen, nicht immer gerecht verteilt. Insgesamt ist uns aber hier eine Vorgangsweise gelungen, die von der Kollegenschaft anerkannt wird und einen Ausgleich zwischen den Fächern mit unterschiedlicher Gebührenstärke schafft. Die anderen Bundesländer beneiden uns um diese Möglichkeit. Ein anfangs ungeliebtes Kind ist somit zu einem Vorzeigemodell in Österreich geworden.

NEUE CHEFIN DES KAMMERTEAMS
Dr. Barbara Postl-Kohla hat mit 1. März 2023 die Führung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Ärztekammer für Oberösterreich übernommen, und ich möchte sie nun ganz offiziell in dieser Funktion in der Kammer begrüßen. Sie war ja schon seit längerer Zeit die Stellvertreterin von Hon.-Prof. Dr. Felix Wallner. Ich wünsche ihr bei dieser Aufgabe viel Kraft und Freude. Wir haben in unserer Ärztekammer, der Kammer für jede einzelne Kollegin/jeden einzelnen Kollegen, höchst engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – von der Abteilungsleitung bis
zum Telefondienst –, die gemeinsam die Ärztinnen und Ärzte in vielen Bereichen unterstützen, damit diese gut arbeiten können. Diese Servicefunktion gilt es zu festigen und auszubauen. Gleichzeitig muss die standespolitische Schlagkraft in der gewohnten Stärke beibehalten werden. Für beide Aufgaben ist Dr. Postl-Kohla bestens gerüstet, und wir als Ärzteschaft
dürfen uns freuen, dass sie nun diese Tätigkeit an der Spitze der Ärztekammer übernimmt.

EIN ANFANG IST AUCH EIN ABSCHIED
Nach vielen Jahren in der Ärztekammer für Oberösterreich geht Hon.-Prof. Dr. Felix Wallner in die Pension. Es würde mein Editorial und selbst diese Ausgabe der Zeitschrift sprengen, seine Vita ausführlich darzustellen. Seitdem ich als Arzt tätig bin, war Dr. Wallner in der Kammer in der Führungsspitze. Viele von uns kennen ihn persönlich aus unzähligen
Gesprächen, Vorträgen und standespolitischen Veranstaltungen. Man hatte manchmal den Eindruck – was nicht falsch war –, er ist immer da und erreichbar. Er hat unsere Ärztekammer für Oberösterreich zu einer Servicekammer umgebaut, in der man sich nicht als Bittsteller gefühlt hat. Er hat ein Team von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aufgebaut, auf das man
sich in allen Teilaspekten unserer Aufgaben verlassen konnte. Beginnend bei unserer Wohlfahrtskasse bis zu den Beratungen in rechtlichen Details unseres Berufes. In den Verhandlungen waren wir immer ein Team: er an der Spitze unserer Juristinnen und Juristen, ich mit den Kurienteams. Und wenn man geglaubt hat, es geht nichts mehr, ist Dr. Wallner doch immer noch eine unkonventionelle Idee eingefallen, die das Gegenüber, manchmal auch mich/uns selbst, überrascht hat. Eine ausführliche Darstellung des „Kammerlebens“ wird sicher bald zu lesen sein.

Lieber Felix, ich möchte mich bei dir recht herzlich bedanken: in allererster Linie für deine Freundschaft, für die vielen Dinge und Tricks, die ich von dir lernen durfte, für das Viele, das wir uns gemeinsam erarbeitet haben, für die vielen Stunden des gemeinsamen Arbeitens und des gemeinsamen Lachens, und für die vielen interessanten Abende, an denen ich deine vielseitigen Interessen schätzen gelernt habe. Ich bedanke mich auch besonders im Namen der tausenden Ärztinnen und Ärzten in Oberösterreich, dass du mit deinem Engagement, mit deinen Ideen dafür gesorgt hast, dass wir gemeinsam Rahmenbedingungen in unserem Bundesland schaffen konnten, die den Ärztinnen und Ärzten ein gutes Arbeiten ermöglichen.
Lieber Felix, danke dafür!

Ihr Präsident Dr. Peter Niedermoser
Linz, im März 2023