Patientenlenkung ist unumgänglich

Seit der Corona-Pandemie sind es die PatientInnen gewohnt, dass man nicht mehr so ohne weiteres in eine Spitalsambulanz kommt: geregelte Zugänge, begrenzte Besuchszeiten und notwendige Testungen

Dieses Wissen, dass Gesundheitsversorgung auf allen Ebenen nicht ohne Regeln zu nutzen ist, müssen wir noch stärker verbreiten. Als die Nummer 1450 eingeführt wurde, haben wir bereits mit dem Land OÖ und den Trägervertretern darüber gesprochen, wie eine Lenkung der Patientenströme und Entlastung der Ambulanzen, vor allem in den Tagesrandzeiten und in der Nacht, aussehen könnten. Grundsätzlich war die Nummer 1450 dafür vorgesehen, für die Menschen eine erste Anlaufstelle für Beschwerden zu sein. Dann ist die Nummer 1450 zur COVID-Hotline geworden, sodass wir das Patientenlenkungsprojekt zurückstellen mussten. Im August wurden nun zwei Pilotregionen definiert, in denen diese Patientenlenkung umgesetzt wird.
 

EINSTIEG INS SYSTEM MUSS NIEDERSCHWELLIG SEIN
Prinzipiell bilden natürlich die niedergelassenen AllgemeinmedizinerInnen die Grundlage einer guten medizinischen Versorgung der Bevölkerung. Der Zugang zum Gesundheitssystem kann aber auch, vor allem in den Tagesrandzeiten und in der Nacht, über die Nummer 1450 erfolgen. Hier wird nach dem Anruf des Patienten mit Hilfe eines medizinischen Entscheidungsbaumes – abgefragt durch eine Fachkraft – der Patient zum richtigen Ansprechpartner im Gesundheitssystem geleitet. Das kann je nach Beschwerdebild die Versorgung durch den Notarzt oder durch das HÄND-System sein. Sollte ein Patient diesen Zugang in das Gesundheitssystem gewählt haben und trotz der Versorgung durch einen niedergelassenen Allgemeinmediziner oder aufgrund der geschilderten akuten Sympotmatik in der Spitalsambulanz weiter versorgt werden müssen, so soll dieser, da die Beschwerden ja schon abgeklärt wurden, einen zeitlichen Vorteil haben gegenüber jenen Patienten, die sich selbst in die Ambulanz zugewiesen haben.
Das Projekt wurde bereits im August bei einer Pressekonferenz angekündigt, der Start erfolgt am 1. Jänner 2022. Eine entsprechende Priorisierung in den Spitalsambulanzen sollen auch Patienten erhalten, die durch die Hausärztinnen und -ärzte bzw. den HÄND zugewiesen werden. Außerdem bedarf es einer ausführlichen und klaren Information der Patienten sowie einer begleitenden Evaluation, um zu sehen, ob diese Steuerung funktioniert. Ich bin optimistisch, dass wir es schaffen, den Menschen dadurch klar zu machen, dass nur eine Versorgung auf den richtigen Ebenen unser sehr gutes Gesundheitssystem finanziell stabilisieren kann, da ja eine Ambulanzgebühr von der Politik abgelehnt wird.

SOMMER UND COVID-19
Es war allen klar, dass es im Sommer so viel Impfstoff gibt, dass man diesen gurgeln kann. Leider hat die Impfbereitschaft mit zunehmendem Impfstoff abgenommen. Alle Zahlen zeigen aber deutlich, dass Impfen wirkt. Natürlich sind am Beginn der Impfkampagne oft auch die falschen Botschaften gesendet worden, insbesondere in Bezug darauf, ob Geimpfte auch angesteckt werden oder andere anstecken können. Da sind ja jetzt auch schon Daten auf dem Tisch, die deutlich zugunsten der Impfung sprechen.
Jetzt wäre es wirklich an der Zeit – das ist meine persönliche Meinung –, dass die Politik nicht mehr die Geimpften benachteiligt, sondern schon klar kommuniziert, dass hier ein Unterschied besteht. Wir als Ärztinnen und Ärzte sollten weiterhin mit allem Engagement, das wir bereits in das Impfen gesteckt haben, möglichst viele Menschen über die Sinnhaftigkeit einer Impfung aufklären. Jede und jeder von uns hat am Höhepunkt der Pandemie erlebt, welches Leid viele von unseren Patienten getroffen hat. Welchen Belastungen wir in den Ordinationen und Abteilungen der Krankenhäuser unterworfen waren. Das sollte nun mal bald ein Ende haben – aber dazu braucht es noch mehr Impfwillige.