Impfen – eine Never-Ending-Story

In unserer Aufmachergeschichte der aktuellen Ausgabe der "OÖ Ärzte" lesen Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen, welcher Aufwand auch in der Kammer betrieben wurde, dass Ihnen das Impfen halbwegs leicht gemacht wurde. Mit welchem Einsatz die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hier um jede Impfdosis gekämpft haben.

Jetzt höre ich schon den Aufschrei von Manchen: halbwegs leicht gemacht. Ja, es war nicht leicht. Fast täglich hat sich die Zahl der Impfdosen geändert, die vom Bund ins Land gekommen sind. Die Impfprioritäten sind auch einem sehr raschen Wandel unterworfen gewesen. Immer wieder war eine intensive Diskussion von Nöten, wie der Impfstoff zwischen den Impfstraßen und den niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen verteilt wird. Wie und wann die Lieferung erfolgt, denn der Großhandel hatte auch nur eine eingeschränkte Kapazität, die Vials auszuliefern. Das Einbestellen der Patientinnen und Patienten. Impfen meist in den ordinationsfreien Zeiten. Ja, es war nicht leicht für Sie. Ich habe es durch viele persönliche Telefonate aus erster Hand erfahren.  Wir haben es aber gemeinsam – die Kolleginnen und Kollegen in den Ordinationen, die vielen Kolleginnen und Kollegen in den Impfstraßen, die engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Ordinationen,  Bezirkshauptmannschaften, vom Roten Kreuz, selbst die Apotheker, die die Impfstoffe übernommen haben, und alle Weiteren, die mitgeholfen haben –  geschafft, dass der Sommer so wird, wie er einmal war. Danke dafür an jeden Einzelnen an jede Einzelne von Ihnen. In Oberösterreich gibt’s einfach ein tolles Teamwork.

Apropos Apotheker
Entbehrlich finde ich das Gerangel der Apotheker um die Impfung. Impfen ist eine ärztliche Tätigkeit. Kann schon sein, dass das die Gesellschaft in anderen Ländern unterschiedlich sieht. Wir in Österreich sollten darauf achten, dass die Dinge in den Händen jener bleiben, die dafür ausgebildet wurden. Wir Ärzte sind für mögliche Notfallsituationen ausgebildet. Wir wissen mit den dazu notwendigen Medikamenten umzugehen. Wir sind jene Berufsgruppe, die mit den sehr seltenen Nebenwirkungen konfrontiert wird und diese auch behandeln kann. Durch eine medikamentöse Therapie, durch interventionelle Maßnahmen oder andere therapeutische Maßnahmen. Das ist nun mal unser Job und nicht der jener der Apotheker. Ihr Studium und Ihre Ausbildung ist nun mal die Pharmazie und nicht die Medizin. Ich hoffe, dass das Thema jetzt gegessen ist, da ein Kollege das Gesundheitsministerium führt, der sehr wohl weiß, wo die Unterschiede zwischen diesen Berufen sind liegen.

Keine Zurückhaltung
Die Politik hat nun über den Sommer Zeit, sich Gedanken zu machen, wie es im Herbst weitergeht. Natürlich wird es hier darauf ankommen, wie weit schon im Herbst eine weitere Impfung notwendig sein wird. Welche Lagerungsfähigkeit die Impfstoffe haben werden. Es braucht hier ein genaues Konzept, wie diese Impfung dann ablaufen soll, um keine Unklarheiten der Abläufe aufkommen zu lassen, wie es im Frühjahr immer wieder vorgekommen ist. Es braucht auch eine offene Kommunikation darüber, was gut geklappt hat, wo Fehler aufgetreten sind. Das dürfen wir aber als Ärzteschaft aber nicht nur der Politik überlassen, denn das endet dann wohl nur in einem Untersuchungsausschuss und in politischem Hick-Hack. Hier hat die Ärzteschaft, als einer jener Gruppen, die im Mittelpunkt der Pandemie gestanden hat ist, ganz deutliche Ihre Expertise einzubringen und sich nicht, wie es manchmal in der Pandemie den Eindruck hatte, vornehm zurückzuhalten.

50 Prozent sind zu wenig
Ich hoffe, es werden sich deutlich bis Ende Juni deutlich mehr Menschen impfen lassen, als manche Umfragen voraussagen. Die „3 G“ sind bis zum Zeitpunkt, wo an dem noch nicht jeder ein Impfangebot hat, richtig. Ab dem Zeitpunkt, wo jeder die Möglichkeit hat, sich impfen zu lassen, darf aus meiner persönlichen Sicht ein Getesteter nicht mehr mit einem Geimpften oder Genesenen gleichgestellt werden. Auch hier muss sich die Politik deklarieren, wie wir hier weiter vorgehen. Ein spannender Sommer wartet auf uns.