Es gibt auch anderes als COVID-19

COVID-19 hat seit längerer Zeit diverse Jubiläen und gemeinsame Feiern vermiest. Das gilt auch für ein besonderes Jubiläum, das im Vorjahr angestanden wäre. Seit 1999/2000 gibt es die Arztprüfung, die im Ärztegesetz festgeschrieben wurde und die in der Folge durch die Ärztekammer umzusetzen war. 2020 wäre somit eine Jubiläumsfeier geplant gewesen.

Eine meiner Aufgaben in der ÖÄK bzw. in der Arztakademie ist es, das Prüfungswesen gemeinsam mit meinen MitarbeiterInnen zu organisieren und diese Prüfungen in Zusammenarbeit mit den fachlich zuständigen Prüfungsausschüssen der jeweiligen Sonderfächer umzusetzen. Die Arztakademie ist sozusagen die Organisationsplattform für die Abwicklung der Prüfung und wurde von der ÖÄK gegründet. Der medizinische Input wie Fragenerstellung und mündliche sowie schriftliche Prüfung vor Ort kommt von den Prüfungsausschüssen der Sonderfächer und der Allgemeinmedizin. Die Erstellung der Prüfungsfragen, ob im Rahmen einer strukturierten mündlichen Prüfung (SMP), in Form einer Multiple Choice Prüfung (MC) oder Kurzantwortfragen (KAF) obliegt somit den Mitgliedern der Prüfungsausschüsse des jeweiligen Sonderfaches oder den Allgemeinmedizinern, die aus allen Ebenen der medizinischen Betreuung stammen. Damit ist gesichert, dass das gesamte Fach hinsichtlich der unterschiedlichen Versorgungsebenen abgedeckt ist. Hier darf ich auch den vielen Kolleginnen und Kollegen aus Oberösterreich, die sich in den Prüfungsausschüssen engagieren, für ihren tollen Einsatz danken. Begleitet wird die Fragenentwicklung regelmäßig durch zwei Kollegen, die Spezialisten im Prüfungswesen sind.

TAUSENDE KOLLEGINNEN UND KOLLEGEN
Seit 1999/2000 haben bereits 16.340 Kolleginnen und Kollegen die Prüfung zur Allgemeinmedizinerin oder zum Allgemeinmediziner absolviert. Viele davon sind nicht in der Allgemeinmedizin gelandet, sondern in eine Facharztausbildung eingestiegen. Seit 2002 haben 16.567 Kolleginnen und Kollegen die Facharztprüfung abgeschlossen. Sie können sich sicher anhand dieser Zahlen gut vorstellen, wieviel Arbeit in der Organisation und fachlichen Abwicklung steckt und wieviel Schweiß hier sowohl bei den Prüflingen als auch bei den Mitgliedern der Prüfungsausschüsse geflossen ist. Ich kann mich noch ganz genau an die Entwicklung der Grundlagen dieser Prüfungen erinnern. Unterstützt haben uns damals ein bekannter Prüfungsdidaktiker aus der Schweiz und einige Mitglieder unterschiedlichster wissenschaftlicher Gesellschaften. Es war eine intensive Diskussion, wobei mir ein Thema besonders im Gedächtnis geblieben ist: Man stellte sich vor, dass die Kollegin, der Kollege ganz am Ende der Ausbildung die Prüfung macht und nach zweimaligem Durchfallen Pech gehabt hätte. Ich war damals als TÄ-Sprecher der ÖÄK dabei und habe gesagt: Falls die Ausbildung so gut wäre, dass nach sechs Jahren der Kollege alles aus dem Fach ausreichend sehen und lernen konnte und es nur seinem Unwissen ge-schuldet ist, dass er durchfällt, erst dann wäre es vorstellbar, dass nach zwei- oder dreimaligem Antreten Schluss ist. Mittlerweile ist nach einem viermaligen Antreten und einer darauffolgenden kommissionellen Prüfung Schluss. Das gibt es aber nur in ganz seltenen und speziellen Situationen. Mein blauäugiger Traum, alleinig mit einer engagierten Ausbildung die Prüfung schaffen zu können, hat sich leider nicht erfüllt. Lernen ist notwendig, da die Fächer immer breiter werden. Hier ist es die Aufgabe der Kammer zu erreichen, dass die Träger auch die nötige Zeit für diesen Lernaufwand geben. Grundsätzlich sagen die meisten Kolleginnen und Kollegen, wenn sie die Prüfung geschafft haben: Es war gut, nochmals das gesamte Fach durchzuackern, denn das wird es im Berufsleben in dieser Umfänglichkeit nicht mehr geben. Wer sich im Detail dafür interessiert, kann auf www.arztakademie.at vieles über das Prüfungswesen in Österreich nachlesen. Unter Downloads finden Sie auch den Qualitycheck 2018.

OHNE COVID GEHT’S DOCH NICHT
Danke an die vielen Kolleginnen und Kollegen, die auch den Sommer durchimpfen. Jede Nadel, die in einen Oberarm findet, erspart uns weitere Einschränkungen. Die Ärztin bzw. der Arzt des Vertrauens ist
der beste Motivator, die Unsicheren zu überzeugen. Ob das ausreichen wird, bin ich mir nicht so sicher. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt.