Engagement gehört wertgeschätzt

Natürlich hören wir Ärztinnen und Ärzte immer sehr gerne, wie wir von vielen Menschen geschätzt werden, wie sie unser Engagement und unseren Einsatz im Gesundheitswesen loben.

Wertschätzung zeigt sich aber auch immer darin, ob die Rahmenbedingungen in jenen Bereichen, in denen wir als Ärzteschaft tätig sind, unsere Arbeit unterstützen. Dazu gehören strukturelle
Verbesserungen, aber auch Anreize und Wertschätzung im Rahmen der finanziellen Ausgestaltung der beruflichen Situation.

Manche primarärztlichen Posten sind nicht mehr zu besetzen. Die Aufgaben einer Primaria/eines Primarius sind äußerst vielschichtig: Management eines großen Teams von Kolleginnen und
Kollegen unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Ausbildung. Vorantreiben der medizinischen Entwicklung auch unter ökonomischen Gesichtspunkten. Oft Letztverantwortung in
medizinischen Fragen, das ohne Personalhoheit in Rücksprache mit den Trägerverantwortlichen. Das ist keine Stellung, die man unter den derzeit gegebenen finanziellen  Rahmenbedingungen gerne annimmt. In der freien Wirtschaft wäre diese Position mit dem Verantwortungsbereich eines CEOs vergleichbar.

EXPERTISE MUSS SICH LOHNEN
Jede Kollegin und jeder Kollege in den Krankenanstalten wünscht sich, dass der Zulauf in die Spitäler eingeschränkt wird, sodass wir uns auf das konzentrieren können, warum wir gerne im
Spital arbeiten: gute Medizin zu machen für unsere Patientinnen und Patienten, die spitalsärztliche Betreuung benötigen. In den letzten Jahren ist die Medizin in ihrer Komplexität explodiert.
Hier braucht es mehr Personal (da wird einiges getan in Oberösterreich), aber auch eine leistungsadäquate Bezahlung, die dieser Expertise entspricht. Da gibt es sicher noch Potential in
unserem Bundesland.

DIE AUFWERTUNG DES KASSENÄRZTLICHEN BEREICHS MUSS ENDLICH ANGEGANGEN WERDEN
Die Österreichische Ärztekammer und die Ärztekammer für Oberösterreich bekennen sich klar zum solidarisch finanzierten Gesundheitssystem. Daher unterstützt sie auch die von ÖGK-Obmann Huss wieder einmal ins Spiel gebrachte Stärkung der Kassenmedizin. Allerdings wollen wir hier endlich auch Taten sehen. Sich nur hinzustellen und das System als unsolidarisch zu kritisieren, ist zu wenig. Die ÖGK ist in der Vergangenheit ihrem Kernauftrag, nämlich der Versorgung der Bevölkerung mit ausreichend Kassenärztinnen und Kassenärzten, nicht nachgekommen. Der vermehrte Wechsel ins Wahlarztsystem ist eine Abstimmung mit den Füßen. Sie zeigt, dass im öffentlichen System etwas gravierend schiefläuft. Schließlich halten unsere Wahlärztinnen und Wahlärzte in vielen Regionen die niederschwellige und wohnortnahe Versorgung noch aufrecht. Sie dauernd in ein schiefes Licht zu stellen, ist da kein Weg, der eine Lösung bringen wird.

MEDAT NEU GEDACHT
Insgesamt 15.668 junge Menschen haben sich heuer zum Aufnahmetest MedAT für ein Medizinstudium in Linz, Wien, Graz und Innsbruck angemeldet, allein 2.084 in Linz. Für das Studienjahr 2025/26 stehen aber nur 1.900 Studienplätze (320 in Linz) zur Verfügung. Damit erhalten an der Johannes-Kepler-Universität rechnerisch nur 15 Prozent der Angemeldeten einen Studienplatz. Der MedAT lässt somit Jahr für Jahr Tausende durchfallen, leider auch welche, die aufgrund ihrer Empathie für den Arztberuf geeignet wären. Aus diesem Grund braucht es dringend eine Adaptierung des Auswahlverfahrens, denn der MedAT deckt nicht alle für den Arztberuf relevanten Themenfelder optimal ab, sind sich Ärztekammer für Oberösterreich und das OÖ Rote Kreuz einig. Es braucht eine Anpassung an die Herausforderungen unserer Zeit. Die gemeinsame Idee ist: Leistet jemand einen sozialen Dienst im Gesundheitsbereich, dann muss dieses Engagement in die Bewertung des MedAT mit einfließen. Freiwillige im Sanitäts- und Gesundheitsbereich leisten einen enorm wichtigen Beitrag zum Funktionieren unseres Gesundheitssystems. Sie übernehmen Verantwortung, stärken ihr Einfühlungsvermögen, arbeiten im Team und bewahren auch in stressigen Situationen einen kühlen Kopf – genau das braucht es auch im Medizinstudium und später bei der Ausübung des Arztberufes.

Ihr Präsident Dr. Peter Niedermoser
Linz, im August 2025