Corona, Corona, Corona

Ich weiß nicht wie es Ihnen geht? Kein Termin oder Gespräch ohne das Thema Corona. Ja, das Virus scheint uns in Geiselhaft genommen zu haben. Da wir es nicht ausrotten können – obgleich uns das die Regierung manchmal noch einzureden versucht – müssen wir damit leben lernen.

Das heißt, dass wir für den Herbst klare Strategien und Vorgangsweisen in Oberösterreich brauchen, an die sich alle im Gesundheitswesen und in den Behörden halten sollten. Es braucht Lösungen für die Schulen und Universitäten, es braucht eine andere Teststrategie. Bis jetzt wurden 800.000 Tests durchgeführt und von denen waren 0,22 Prozent positiv. Aus meiner Sicht ist das eine sinnlose Verschwendung von Geld und Ressourcen.

Es braucht klare Regeln für die Quarantäne, vor allem von Kontaktpersonen der Kategorie 1. Gibt’s da medizinisch vertretbare gelindere Mittel? Wie gehen wir damit um, dass zwischen den Symptomen der Grippe und COVID-19 eigentlich kaum ein Unterschied ist? Grippeimpfstoff gibt’s nicht ausreichend, Grippe-Schnelltests ebenso zu wenig. Die Regierung lässt in Spots verkünden, dass auch schon Halsweh die tödliche Krankheit COVID-19 zur Ursache haben kann, was entsprechende Hysterie in der Bevölkerung auslöst. Haben wir genug Schutzmaterialien, um unsere Ordinationen, Spitäler und Altersheime zu schützen? Verzeihen Sie mir hier die ungeordnete Aufzählung der Probleme, vermengt mit meinen persönlichen Eindrücken, aber so geht es wohl jeder und jedem von uns. Diese Probleme gehören mit unseren medizinischen Expertinnen und Experten im Land gelöst – um eine Richtschnur für den Herbst zu haben. Alle sind sich dieser Problematik bewusst und wir arbeiten bereits in vielen Projektgruppen an Konzepten, die uns am Ende des Tages helfen werden, mit den Problemen umzugehen – sachlich und auf Basis des bis jetzt vorhandenen Wissens über das Virus. Ich weiß, wir Ärztinnen und Ärzte sind uns beim Thema COVID-19 auch nicht immer einig, aber wir sollten uns dann bemühen, diese Strategien und Konzepte umzusetzen.

EHRLICHKEIT GEGENÜBER DER BEVÖLKERUNG
Die Politik sollte aber auch den Menschen ehrlich sagen: „Wenn ihr so leben wollt, wie ihr es jetzt wieder tut – nämlich keinen Abstand einzuhalten, Begrüßungsrituale wie Umarmungen und Küssen auf der Straße durchzuführen und bis zum Morgengrauen unter entsprechendem Alkoholeinfluss zu feiern – ist es euer gutes Recht, euch dafür zu entscheiden, aber jede und jeder Einzelne muss mit den Konsequenzen leben: wieder mehr Infektionen, und bei Infektionen von Menschen, die zu den Risikogruppen zählen, auch möglicherweise wieder mehr Tote.“ Wichtig ist daher aus meiner Sicht, jene Institutionen zu schützen, die dann die Kranken betreuen. Nämlich die niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen und die Spitäler sowie deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Hier braucht es noch mehr Anstrengungen. Das Land OÖ ist aber ein Vorbild, wenn es darum geht, Schutzausrüstungen zu besorgen. Nachdem das Thema Schutzmaterial derzeit zwischen Bund, Ländern und ÖGK wie eine heiße Kartoffel hin und her geschoben wird, hat die ÖÄK ein Rechtsgutachten in Auftrag gegeben, das klären soll, wer im Rahmen einer Pandemie für dessen Einkauf verantwortlich ist. Wir sind der Meinung, dass es die Bundesstellen sind.

FORTBILDUNGSNACHWEIS
Es gibt aber auch noch andere Themen als Corona. 97 Prozent der Ärztinnen und Ärzte haben sich in den letzten drei Jahren in hervorragender Weise fortgebildet. Wir können hier als Ärzteschaft stolz auf uns sein. Jene drei Prozent, die das, aus welchen Gründen auch immer, nicht schafften, wurden jetzt wieder dem Disziplinargericht überwiesen. Leider trifft das auch einige Kolleginnen und Kollegen in Oberösterreich. Vereinzelt auch jene, die bereits vor drei Jahren dieser Fortbildungsverpflichtung nicht nachgekommen sind. Für diese wird es sicherlich sehr eng werden. Es passt einfach nicht, dass 97 Prozent das vorbildlich schaffen und wenige seit sechs Jahren Fortbildungsverweigerer sind. Diese sollte man nicht mehr mit Patientinnen und Patienten in Kontakt bringen.

Ihr Präsident Dr. Peter Niedermoser
Linz, im August 2020