2023 wird herausfordernd

Ich möchte Ihnen ein gutes Jahr 2023 wünschen. Viel Energie für Ihre ärztliche Arbeit, aber auch Zufriedenheit und Ausgeglichenheit in Ihrem privaten Umfeld. Auf uns Ärzteschaft werden einige Herausforderungen zukommen. Gemeinsam müssen wir – egal ob niedergelassene oder angestellte Ärztinnen und Ärzte – mit aller Eindringlichkeit mit den Playern im Gesundheitswesen an der Lösung unseres Versorgungsproblems arbeiten. Wir sollten auch endlich aufhören, immer Schuldige zu suchen. Diese Zeit und Energie müssen wir für die Lösung der anstehenden Probleme aufwenden.

MENSCHEN DIE WAHRHEIT SAGEN
Was wir auch tun müssen: Den Menschen, für deren Gesundheit und Krankheit wir verantwortlich sind, auch mal reinen Wein einschenken. Jede und jeder von uns ist in den vergangenen drei Jahren schon mal an seine Grenzen gestoßen, hat frustriert die Ordination oder die Abteilung verlassen – wegen totaler Erschöpfung. Oftmals auch dadurch bedingt, dass die Patientinnen und Patienten, natürlich aufgrund von Angst und Sorgen – wenn man sich krank fühlt, ist man nicht relaxed –, das Versorgungssystem sehr schnell und unüberlegt in Anspruch genommen haben. Wir alle, die wir im Gesundheitssystem Verantwortung tragen, müssen den Patientinnen und Patienten mal ehrlich sagen, dass wir an der Grenze des Möglichen angelangt sind. Die Ressourcen in der Versorgung lassen unbegrenzte Leistungen nicht mehr zu. Wir müssen uns in Zukunft auf die wichtigen Dinge fokussieren. Das heißt auf gut Deutsch: Es wird nicht mehr alles zu jeder Zeit möglich sein. Das Notwendige kommt zuerst. Ehrlichkeit braucht das Land, um auch Perspektiven zu geben. Ja, wir werden gemeinsam daran arbeiten, das Problem zu lösen, aber das braucht Zeit.

REFERATE UND FACHGRUPPEN EIN WICHTIGER TEIL DER STANDESVERTRETUNG
In dieser Ausgabe der OÖ Ärzte gibt es Leistungsberichte unserer Referatsleiterinnen und Referatsleiter und auch von den Fachgruppenvertreterinnen und Fachgruppenvertretern. Alle, die sich hier engagieren, sind ein wichtiger Teil unserer Standesvertretung. Die 45 in die Vollversammlung gewählten Mandatarinnen und Mandatare sind natürlich nicht allwissend. Es braucht Kolleginnen und Kollegen, die sich in manchen Bereichen besonders gut auskennen – Referate –, und die Fachgruppenvertreterinnen und Fachgruppenvertreter, die ihren Finger am Puls der Kolleginnen und Kollegen ihrer Fachgruppe haben.
Diese Zusammenarbeit ist notwendig, um eine Standespolitik zu machen, die breit aufgestellt ist und niemanden mit seinen Sorgen alleine lässt. Ich möchte mich daher bei allen Kolleginnen und Kollegen, die sich hier engagieren, ja, ihre Freizeit damit verbringen, Ideen oder Probleme zu thematisieren, recht herzlich für diese Arbeit bedanken. Liebe Leserinnen und Leser, nehmen Sie sich Zeit, die Berichte zu lesen. Auch das ist eine Form der Wertschätzung gegenüber diesen Kolleginnen und Kollegen.

ÄRZTEGESETZ-NOVELLE
Im Dezember wurde eine Ärztegesetz-Novelle verabschiedet. Hier wird endgültig festgehalten, dass die Ausbildungsstellenbewilligung den Ländern übertragen wird, und nicht mehr die Ärztekammer dafür  verantwortlich ist. Wir werden aber in Oberösterreich mit den politisch Verantwortlichen sicherlich eine Lösung im Sinne unserer jungen Kolleginnen und Kollegen finden, dass die Ausbildungsstellenbewilligung weiter korrekt abläuft. Noch etwas wurde beschlossen: die Pandemie ist zu Ende – zumindest was die Aussetzung der Fortbildungspflicht betrifft. Seit dem 1. Jänner 2023 dürfen/müssen wir uns wieder fortbilden. Ich weiß, das hat jeder von Ihnen auch in der Pandemie gemacht, aber jetzt wird es wieder zu überprüfen sein. Noch etwas Positives: Die Fachgrenzen beim Impfen sind gefallen. Zu beiden Dingen folgt noch die entsprechende zeitgerechte Information.

Ihr Präsident Dr. Peter Niedermoser
Linz, im Jänner 2023