OÖ-Ärztekammer weist Aussagen von Huss vehement zurück

Selbstdisqualifizierende Äußerungen von ÖGK-Obmann Huss in einer Tageszeitung vom Dienstag könnten zum Schmunzeln anregen, wenn die Lage nicht so ernst wäre. Die geäußerten Fehlinformationen kann man aber nicht so stehen lassen.

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In regelmäßigen Abständen unterstellt ÖGK-Obmann Andreas Huss, dass die Ärztekammer im niedergelassenen Bereich die Wahlärztinnen und Wahlärzte bevorzugen würde und gegen die Schaffung von Kassenstellen sei. Beides ist nicht richtig. Aber nach und nach: In den vergangenen 10 Jahren erlaubte die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) in Oberösterreich nur 62 neue Kassenstellen (Allgemeinmedizin und Fachärzte zusammen). Gleichzeitig hat sich aber die Zahl der Bevölkerung um etwa 7 Prozent (das sind rund 100.000 Personen) erhöht. Sprich: Jede einzelne Ärztin und jeder einzelne Arzt in Oberösterreich versorgt heute mehr Menschen bei größerem Aufwand.

Trotz Kenntnis der Situation hat die ÖGK in all den Jahren nichts unternommen, um die hervorragend tätigen Ärztinnen und Ärzte in OÖ zu entlasten und um Kassenstellen vor allem auch für jüngere Ärztinnen und Ärzte attraktiver zu gestalten. Wie hoch der Stellenwert der Kassenstellen für die ÖGK wirklich ist, zeigt sich bei den gerade laufenden Kassenverhandlungen. Die vorgelegten Angebote der ÖGK sind ein Hohn. „Uns daher vorzuwerfen, dass wir gegen die Schaffung von Kassenstellen sind, ist eine Lüge. In Oberösterreich sind aktuell 53 Kassenstellen unbesetzt. Viele Patientinnen und Patienten suchen daher händeringend nach Ärztinnen und Ärzten die sie aufnehmen. Das wiederum bedeutet, dass jede Ordination berstend voll ist. Aus diesem Grund ist niemand von uns Ärzten neidisch auf den anderen oder befürchte, wie Huss meint, ‚weniger Geschäft‘. Jeder sehnt sich nach Entlastung. Eine Ausweitung der Kassenstellen würde uns also nur zum Vorteil gereichen“, sagt OMR Dr. Wolfgang Ziegler, Kurienobmann-Stellvertreter der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte in der Ärztekammer für Oberösterreich.

Wahlärztinnen und Wahlärzte im Visier der ÖGK

Darüber hinaus schlägt Huss erneut auf die Wahlärztinnen und Wahlärzten hin und meint, dass deren Privilegien die Kassenstellen unattraktiv machen würden. „Herr Huss soll schauen, dass die Rahmenbedingungen für die Jungen in den Kassenordinationen besser werden, dann würden weniger den Weg in die Wahlarztpraxis suchen“, sagt MR Dr. Claudia Westreicher, Vizepräsidentin und Referentin für Wahlärzte in der Ärztekammer für Oberösterreich, und ergänzt: „Aber niemals wird die Freiheit aufgegeben, wonach sich jeder einzelne für die eine oder andere Form der Niederlassung entscheidet.“