OÖ-Ärztekammer empört über Aussagen von ÖGK-Huss

LH-Stv. Mag. Christine Haberlander

Empört zeigt sich die OÖ-Ärztekammer über die in einer Presseaussendung sowie in einen Zeitungs-Interview getätigten Aussagen von ÖGK-ArbeitnehmerInnen-Obmann Andreas Huss. Dieser hatte die „Neuregelung in der Ärzteausbildung hin zu einer Hinwendung der Ausgebildeten in Richtung öffentlichen Auftrag“ gefordert und würde zudem sogar „das System der Wahlärzte abschaffen“ wollen.

„Wenn zu wenige Ärztinnen und Ärzte in das Kassensystem wollen, dann liegt das an der Attraktivität des Systems“, sagt MR Dr. Claudia Westreicher. „Wahlärzte leisten einen großen Beitrag zur medizinischen Versorgung in unserem Land“, so die Leiterin des Referats für Wahlärzte und 1. Vizepräsidentin in der Ärztekammer für Oberösterreich. Huss hatte in einem OÖN-Interview sogar die Abschaffung des Wahlarzt-Systems sowie eine Abschaffung des Rückersatzes für Wahlärzte ins Spiel gebracht. „Das würde nicht die Wahlärzte, sondern vor allem die Patientinnen und Patienten enorm treffen“, so Dr. Westreicher. Huss lobte stattdessen das „deutsche System“ aus Ärzten im Kassensystem und reinen Privatärzten. Diese würden von der Sozialversicherung allerdings keinerlei Kostenersatz erhalten. Aktuell liegt der Rückersatz für eine Ordination beim Wahlarzt für Allgemeinmedizin ohnehin bei nur 9,02 Euro.

„Aussagen sind unverständlich“

„Gerade die Pandemie hat gezeigt, wie wichtig die Wahlärzte für die medizinische Versorgung sind. Ohne Wahlärzte wäre diese Versorgung in den letzten beiden Jahren wohl zusammengebrochen“, weiß auch Dr. Adrian Mirtl, Co-Referent für Wahlärzte und Wohnsitzärzte in der Ärztekammer für Oberösterreich. Daher seien die Aussagen von ÖGK-Huss „gerade in so schwierigen Zeiten wie sie aktuell herrschen entbehrlich und völlig unverständlich.“ Zudem würden Wahlärzte das Kassensystem ohnehin finanziell entlasten, weil lediglich maximal 80 Prozent der Kosten rückerstattet werden.

Wirtschaftliche Absicherung gefährdet

Zudem hatte ÖGK-Obmann Huss sinngemäß jedem Arzt einen Kassenvertrag angeboten, dieses Versprechen mit einer regionalen Verteilung selbst aber wieder eingeschränkt. „Das hebelt den Stellenplan aus“, so Dr. Westreicher zu dieser wohl nicht sonderlich gut durchdachten Aussage. Die Folge wäre, dass die niedergelassene Ärzteschaft ihre wirtschaftliche Absicherung verlieren würde. „Obmann Huss sollte überlegen, wer in den letzten beiden Jahren die Menschen medizinisch durch die Pandemie gebracht hat“, sagt Dr. Peter Niedermoser. Nachsatz vom Präsident der OÖ-Ärztekammer: „Von der österreichischen Gesundheitskasse war da lange nichts zu sehen.“