OÖ-Ärztekammer: „Die wahren Betonierer sitzen in der ÖGK“

Irritiert zeigt sich die OÖ-Ärztekammer über die Aussagen von Andreas Huss. Der Arbeitnehmer-Vertreter der Österreichischen Gesundheitskasse hatte die Zusammenarbeit der ÖGK mit der Ärztekammer als „problematisch“ bezeichnet.

Trotz in Österreich aktuell knapp 300 unbesetzter Kassenstellen findet ÖGK-ArbeitnehmerInnen-Vertreter Andreas Huss in immer kürzer werdenden Abständen die Zeit, sich auf die Ärztinnen und Ärzte medial einzuschießen. Der neueste Verbalangriff lautet sinngemäß: Die Zusammenarbeit mit der Ärztekammer gestaltet sich für die ÖGK teils problematisch…

„Herr Huss will mit seinen untergriffigen Aussagen nur vom totalen Versagen in seinem eigenen Haus ablenken“, so Dr. Peter Niedermoser, Präsident der Ärztekammer für Oberösterreich. Denn seit der misslungenen und geldverschwenderischen Kassenfusion ist die ÖGK ein Wiener Moloch, in dem die Landesstellen am Gängelband hängen. „Daher sitzen die wahren Betonierer in der ÖGK in Wien“, so Dr. Niedermoser. Huss hatte zudem behauptet, dass die Ärztekammer jegliche Verantwortung zur medizinischen Versorgung von sich weisen würde. „Diese Aussage ist absurd. Gerade während der Corona-Pandemie haben die Ärztekammern mit der Verteilung der Schutzausrüstungen an die Ordinationen und der Organisation der Covid-Impfungen tatkräftig mitgeholfen, während die ÖGK kaum wahrzunehmen war“, so Dr. Niedermoser. „Wir waren es, die in den letzten Jahren immer darauf hingewiesen haben, dass sich die Situation rund um die dramatisch steigende Zahl der offenen Kassenstellen verschärfen wird. Dabei haben wir auch immer wieder auf die anstehende Pensionierungswelle hingewiesen.“ Offensichtlich schafft es die ÖGK aber nicht, den Ärztinnen und Ärzten attraktive Bedingungen anzubieten, um diese ins Kassensystem zu bringen. Das Schlechtreden des Systems wird dabei sicher auch nicht helfen.

Beispiele für sehr konstruktive Zusammenarbeit

Das war in der Zeit vor der Kassenfusion noch ganz anders. Damals wurden in Zusammenarbeit zwischen der OGK-OÖ und der OÖ-Ärztekammer attraktive Modelle für die Ärzteschaft und zur medizinischen Versorgung im Bundesland ausgearbeitet. Beste Beispiele sind in Oberösterreich die Entwicklung der Primärversorgungszentren oder andere ärztliche Kooperationsformen, die gemeinsam ausgearbeitet wurden. Diese Zusammenarbeit zeigte sich auch beim sgn. „Arzneimitteldialog“. Dadurch haben sich die Medikamentenkosten in Oberösterreich sehr moderat entwickelt, obwohl jeder Patient bzw. jede Patientin weiterhin alle notwendigen Arzneimittel bekommen hat. Die Abschaffung der Chefarztpflicht brachte ebenfalls wesentliche administrative Erleichterungen für die Patientinnen und Patienten. Zudem wird der in Oberösterreich ausgezeichnet funktionierende Bereitschaftssdient in Wahrheit von der Ärztekammer organisiert und nicht von der ÖGK.

„Es ist erstaunlich, dass ein Arbeitsnehmervertreter wie Herr Huss eine starke Interessensvertretung wie die Ärztekammern in Frage stellt. Genauso wie Arbeitnehmer ein Recht auf eine Vertretung haben, haben dieses auch Ärztinnen und Ärzte. Aber offensichtlich misst Herr Huss hier mit zweierlei Maß“, so Dr. Niedermoser. Angesichts der enormen Herausforderungen unserer Zeit wären weniger Polemik und weniger „Hinhauen“ wichtig. Vielmehr sollte die ÖGK die Zeit ihrer Spitzenfunktionäre mit Arbeit füllen, um endlich die Missstände im eigenen Haus auszuräumen. Nicht umsonst hatte Huss zuletzt in der ORF-Pressestunde auch zugegeben: Wir waren zu viel mit uns selbst beschäftigt. Da blieb bei den Anliegen der Versicherten wohl einiges auf der Strecke.