Krebszellen, die von der Prostata ausgehen, tragen in der Regel auf der Zelloberfläche das Prostata-spezifische Membran-Antigen (PSMA). Dieses Membranantigen dient wie ein Magnet als Andockstelle für bestimmte Peptide, sogenannte PSMA-Liganden. So ein Ligand ist beispielsweise der radioaktive Stoff 177Lu-PSMA-DKFZ-617, welcher in der Nuklearmedizin eingesetzt wird, um Prostatakrebs zu bekämpfen, erklärt Dr. Larisa Imamovic, Fachärztin für Nuklearmedizin und Fachgruppenvertreterin für Nuklearmedizin der Ärztekammer für Oberösterreich: „Lu-177-PSMA reichert sich im Tumorgewebe an und bestrahlt dieses von innen. So wird eine gezielte lokale Bestrahlung der Tumorzellen im Körper ermöglicht, wobei das gesunde Gewebe weitgehend geschont wird.“
Diese Therapieform wird meist bei jenen Patienten eingesetzt, die auf andere Behandlungen (Hormontherapie, äußere Strahlentherapie oder Chemotherapie) nicht mehr ansprechen. Es handelt sich hierbei im Regelfall nicht um eine heilende, sondern um eine den Krankheitsverlauf verlangsamende bzw. den Tumor zeitweilig zurückdrängende Therapieoption, betont Dr. Imamovic: „Bei Patienten, für die sonst keine weitere Therapieoption besteht, kann ein Ansprechen von bis zu 75 % erwartet werden. Das bedeutet, es kommt zu einem Rückgang der Tumormasse bzw. des PSA-Wertes. Zudem wird die oft sehr starke Schmerzsymptomatik verbessert. Das Nebenwirkungsprofil der Therapie ist sehr moderat.“
Voruntersuchungen und Behandlung
Um festzustellen, ob eine derartige Therapie für den einzelnen Patienten überhaupt in Frage kommt, braucht es vorab eine Reihe von Tests: Blutuntersuchungen ( inkl. Leber- , Nierenwerte, PSA-Werte), Ga68 PSMA PET-CT zum Nachweis von PSMA-Rezeptoren sowie eine Nierenszintigrafie um die Indikation, Durchführbarkeit zu prüfen und die damit eventuelle Nebenwirkungen ausschließen zu können. Die Behandlung (also Infusion des radioaktiven Präparates) selbst dauert nur rund 20 Minuten. „Wichtig ist, dass Speicheldrüsen-Regionen gekühlt werden, um eine Speicherung des Lu-177 PSMA und somit bleibende Mundtrockenheit zu verhindern. Zudem müssen die Patienten mehrere Liter Flüssigkeit trinken, um die Strahlenbelastung der Nieren und des restlichen Körpers zu verringern. Im Anschluss werden Ganzkörperaufnahmen und Blutentnahmen durchgeführt, um die Speicherung von Lu-177 in den Tumorzellen und den Abbau der Therapiesubstanz zu kontrollieren, “ so die Nuklearmedizinerin. Der behandelte Patient kann meist nach einer Beobachtungszeit von rund drei Tagen das Krankenhaus wieder verlassen. Es braucht aber eine Laborkontrolle der Blut-, Leber- und Nierenwerte nach zwei und sechs Wochen.
Folgebehandlung
Grundsätzlich werden vier Therapien in einem Abstand von 6-8 Wochen durchgeführt. Zur Überprüfung des Therapieansprechens sowie Nebenwirkungen und Komplikationen erfolgen außerdem Nachsorgeuntersuchungen in bestimmten Zeitabständen. „Auch wenn die Therapie noch keine offizielle Zulassung hat“, hält Dr. Imamovic fest „ wird diese vielversprechende, innovative Behandlungsform beim Prostatakarzinom immer mehr im Kommen sein.“