Pressekonferenz zur 24. Linzer reisemedizinischen Tagung

„The Good, the Bad and the Ugly: Reise-assoziierte Krankheiten – ein Überblick“ so das Motto der heurigen reisemedizinischen Tagung, die von 26. - 28. April in Linz stattfindet. Neben Updates rund um die Reise- und Tourismusmedizin mit aktuellen epidemiologischen Zahlen stehen auch Krankheiten bei Reiserückkehren und – dem internationalen Trend folgend – Fragen der Tauchmedizin im Fokus.

Reise-assoziierte Krankheiten sind vielfältig

Einer der heurigen Schwerpunkte der Linzer Reisemedizinischen Tagung ist reisebedingten Krankheiten gewidmet, seien sie nun trivial wie z.B. der Reisedurchfall, schwer oder gar intensivpflichtig wie etwa Malaria, Typhus oder Amöbenleberabszess oder hochansteckend und somit isolierpflichtig.

Das soll auch aus zweierlei Perspektiven beleuchtet werden: einerseits wird berichtet, welche Patienten mit welchen Krankheiten nach Rückkunft bei österreichischen Ärzten (z.B. Hauterkrankungen, Ektoparasiten) oder in österreichischen Spitälern behandelt werden, andererseits soll auch dargestellt werden, wie denn (illustriert am Beispiel Indien) die Versorgung vor Ort bei diesen vielen unterschiedlichen Krankheitsbildern erfolgt.

Neue Reisetrends

Der Trend zu abenteuerlichen Reisen wirft häufig auch die Frage nach Gifttierkontakten auf. Auch diese Aspekte werden sowohl hinsichtlich Häufigkeit als auch Möglichkeiten der Vorsorge und der Versorgung im Anlassfall im Rahmen der Veranstaltung abgehandelt.

(Geräte-)Tauchen wird zum Massensport. Dieser führt alljährlich viele Reisende in ferne, zum Teil auch entlegene Regionen. Um diesem Trend auch medizinisch gerecht zu werden haben wir mit diesem Thema heuer einen weiteren Schwerpunkt gesetzt. „Die Ausübung dieses Sports bedarf einer selektiven Tauglichkeit und der Einhaltung grundsätzlicher Vorgaben wie z.B. des Verzichts auf Alkohol vor dem Tauchen oder eines gewissen Abstands zwischen dem letzten Tauchgang und dem Heimflug“, rät Prof. DDr. Martin Haditsch, Facharzt für Hygiene, Mikrobiologie, Infektiologie und Tropenmedizin im Travel Med Center Leonding. Um dieses komplexe Thema möglichst umfassend abbilden zu können, wird der Europa-Repräsentant von DAN (Divers Alert Network) einerseits die Aspekte der Tauchtauglichkeit erläutern, andererseits anhand realer Notfälle das Problem des Tauchzwischenfalls darstellen. Ergänzend wird er dieses Thema noch im Deep Space des Ars Electronica Centers – unterstützt durch eindrucksvolle Video-Clips – in unterschiedlichen Facetten darstellen.

Abgerundet wird das Gesamtprogramm durch die unverzichtbaren Updates in den Bereichen Impfungen, Malariaprophylaxe, Epidemiologie* und Berichten von der Weltgesundheitsorganisation (WHO).

All diese Punkte werden in bewährter Art und Weise durch nationale und internationale Experten aus Deutschland, der Schweiz und Indien mit höchster Kompetenz abgehandelt.

(*eine aktuelle Kurzzusammenfassung epidemiologisch relevanter Ereignisse finden Sie am Ende der Presseunterlage.)

 

Impfschutz gegen Masern wichtiger Bestandteil des Reiseimpfschutzes

Der Impfschutz gegen Masern ist in Österreich im nationalen Impfprogramm enthalten. Die MMR-Impfung (Masern-Mumps-Röteln) ist derzeit an öffentlichen Impfstellen für alle Altersgruppen kostenfrei erhältlich. „Masern sind aber auch wichtiger Bestandteil unserer reisemedizinischen Beratungen, weil die Krankheit in verschiedensten Reiseländern zum Teil endemisch ist, d.h. immer wieder gehäuft auftritt, auch innerhalb Europas“, betont Dr. Georg Palmisano, Landessanitätsdirektor und Fachgruppenvertreter für Klinische Mikrobiologie und Hygiene.

Weltweit herrscht weiterhin eine erhöhte Masernaktivität. In der WHO-Region Europa wurden bis Dezember 2018 fast 60.000 Masernfälle und mindestens 64 Todesfälle registriert. In den EU/EWR-Ländern wurden zwischen 1. November 2017 und 30. November 2018 insgesamt 12.790 Fälle bzw. 35 Todesfälle registriert. Die meisten Masernfälle wurden in Griechenland (2.634), Frankreich (2.921), Italien (2.548), Rumänien (1.346) und Großbritannien (984) aufgezeichnet. Insgesamt wurden im Vorjahr Masernfälle in 30 EU/EWR-Mitgliedstaaten beobachtet. (Quelle: BMASK)

Aufgrund vermehrter Masernausbrüche europaweit wird auch seitens des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) die Empfehlung ausgesprochen, dass alle EU/EWR-Bürgerinnen und Bürger, die in Länder oder Regionen mit bekannten Ausbrüchen reisen, vorab die Immunität überprüfen (zwei MMR-Impfungen oder nachweislich durchgemachte Erkrankung) und sich gegebenenfalls impfen lassen.

Der beste Reiseimpfschutz nutzt nichts, wenn ich gegen ‚gängige‘ Krankheiten nicht geschützt bin. In unserer mobilisierten und globalisierten Welt, in der sehr viel gereist wird, bleiben aber auch die nationalen Vorbeugungskampagnen weiterhin sehr wichtig: einerseits, um den Ausbruch von Krankheiten in der Bevölkerung zu verhindern, andererseits natürlich zum persönlichen Schutz jeder und jedes Einzelnen“, so Palmisano.

 

Reisemedizinische Beratungs- und Impfstelle des Landes Oberösterreich: Steigerungen bei persönlichen Beratungen und Impfungen

In der Reisemedizinischen Beratungs- und Impfstelle des Landes Oberösterreich im Landesdienstleistungszentrum in Linz wurden 2018 1.229 persönliche Beratungen durchgeführt. Gegenüber 2017 (1.034) ist ihre Zahl um fast 19 Prozent angestiegen. Dazu kommen noch zahlreiche telefonische Auskünfte, die jedoch nicht erfasst werden.

Steigende Zahlen werden auch bei den Impfungen verzeichnet: 2.720 Impfungen waren es 2018, um rund ein Fünftel mehr als im Jahr 2017 (2.245).

 

Die ASTTM

Die ASTTM (Austrian Society for Travel and Touristic Medicine), Kooperationspartner der Linzer Tagung, versteht sich als fachlicher Dachverein für Aus- und Fortbildungsmöglichkeiten in der Reisemedizin. Die Linzer reisemedizinische Tagung wiederum ist eine der wichtigsten Fortbildungsmöglichkeiten im Fachbereich Reisemedizin, die in Österreich überhaupt angeboten werden. Somit besteht hier seit vielen Jahren eine ausgeprägte und fruchtbare Zusammenarbeit.

Die ASTTM kooperiert aber auch mit der Firma MedEXCITE, wobei letztere sich in den vergangenen Jahren zum wichtigsten Fortbildungsanbieter auf dem Sektor Reisemedizin und Impfwesen etabliert hat. Für Ärzte wird seit 2015 regelmäßig zwei Mal pro Jahr der „Zertifikatskurs Reisemedizin“ angeboten, ein 32-stündiger Intensivkurs, der von der Österreichischen Ärztekammer als schildfähiger Kurs anerkannt wird. In den bisher 6 angebotenen Kursen wurden insgesamt rund 300 Ärzte, vor allem Allgemeinmediziner und Betriebsärzte, aber auch Arbeitsmediziner und andere Fachärzte ausgebildet. Die Kurse, die wechselweise in Wien und in Velden stattfanden waren seither ausnahmslos ausgebucht, die Evaluierungen ergaben eine hervorragende Beurteilung, bisher betrug die Weiterempfehlungsrate stets 100%. Die Zertifikatskurse sind übrigens auch mit dem CRM (Centrum für Reisemedizin, Düsseldorf) und der österreichischen Arztakademie abgestimmt und vice versa anerkannt, sodass diese Ausbildung auch im EU-Ausland anerkannt wird.

Impfkurse für Ärzte

Im Oktober 2019 startet die ASTTM zusammen mit MedEXCITE und der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde ein weiteres Projekt: Einen „Impfkurs“ für Ärzte. Die Veranstalter sind der festen Überzeugung, dass in der österreichischen Ärzteschaft zum Thema Impfen ein großer Bedarf an einer intensiven Fortbildung besteht, da dieses Thema einerseits in der Ärzteausbildung – ausgenommen im pädiatrischen Bereich – recht rudimentär gelehrt wird und andererseits die Fülle an neuen Impfstoffen, neuen Indikationen, speziellen zu impfenden Personengruppen und die zunehmende Impfskepsis in der Bevölkerung an die niedergelassenen Ärzte eine große Herausforderung darstellt. „Aus diesem Grund haben wir ein Programm für einen 3-tägigen, 24 Fortbildungsstunden umfassenden Kurs ausgearbeitet, den wir erstmals im Oktober 2019 (10.-12.10.2019) anbieten wollen. Die Vorträge werden von den renommiertesten KollegInnen gehalten“, ist Univ.-Prof. Dr. Herwig Kollaritsch, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Reise- und Touristikmedizin, überzeugt von der Fortbildung.

Die bisherigen Erfolge bestärken die ASTTM, ihre Bemühungen zur Schaffung und Abhaltung qualifizierte medizinischer Ausbildungsangebote weiter zu verfolgen und in Zukunft bedarfsgerecht noch auszubauen.