OÖ-Ärztekammer-Präsident: „Frustration bei Medizinern und Gesundheitspersonal steigt“

Am Mittwoch tritt in Österreich jener 3-Stufen-Plan in Kraft, bei dem die Corona-Maßnahmen an die Belegung der Intensivbetten geknüpft sind. Aktuell sind in Oberösterreich 32 Intensivbetten mit Covid-Patienten belegt. Der überwiegende Teil müsste da aber nicht liegen, weil diese Personen ungeimpft sind. „Das frustriert Mediziner und Gesundheitspersonal immer mehr“, sagt mit Dr. Peter Niedermoser der Präsident der Ärztekammer für Oberösterreich.

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„Unterhält man sich mit Kolleginnen und Kollegen, spürt man immer mehr eine steigende Frustration“, spricht Dr. Niedermoser die aktuellen Belegungszahlen in den OÖ-Spitälern an. 32 PatientInnen liegen aktuell auf Intensivstationen, 127 auf Normalstationen. In Summe sind in Oberösterreich also aktuell 159 Personen wegen einer Covid-Erkrankung im Spital. Das fordert die Mediziner und das Gesundheitspersonal enorm. Dabei leisten gerade diese Berufsgruppen seit Beginn der Pandemie extrem viel. „Diese KollegInnen - insbesondere auf den Intensivstationen, den Covidstationen und auch in allen anderen Ebenen der Versorgung - stehen vor dem dritten Winter, in dem sie mit der Pandemie zu kämpfen haben. Bereits im Vorjahr haben sie sich bis an die Grenzen ihrer Belastungsfähigkeit eingesetzt, konnten sich selbst aber nicht wirklich richtig erholen“, weiß Dr. Niedermoser. Dabei könnte die aktuelle Zahl der Intensivpatienten viel niedriger sein. „Denn der überwiegende Teil dieser Menschen ist nicht geimpft. Das ist gegenüber anderen PatientInnen sowie der Allgemeinheit eine untragbare Situation“, versteht Dr. Niedermoser die Frustration und die stärker werdende Verärgerung unter den KollegInnen. Sollte die Belegung der Intensivstationen weiter steigen, trägt die Gesellschaft jene verschärften Konsequenzen, die zum Großteil von nicht geimpften PatientInnen verursacht werden.

Dabei ist die Wirksamkeit der Impfung mit über 90 Prozent unbestritten, auch Langzeitfolgen können erheblich gemildert werden. Von Impfverweigerern geäußerte Falschmeldungen können entkräftet werden. „Angesichts von fünf Milliarden verabreichter Impfdosen ist es mittlerweile eindeutig, wie sicher die Impfung ist. Dazu hat man ausreichend Daten“, sagte Monika Redlberger-Fritz, Virologin an der Meduni Wien, in einem ORF-Interview. Auch angebliche Nebenwirkungen, wie etwa Unfruchtbarkeit, wurden bereits mehrfach wissenschaftlich widerlegt. Daher fordert Dr. Niedermoser die Ungeimpften auf, endlich Verantwortung für sich, Familie, Freunde und die Gesellschaft zu übernehmen: „Die ungeimpften Menschen sollen endlich aufhören zu klatschen und nur so die Leistung der Mediziner und des Gesundheitspersonals zu loben. Viel wichtiger wäre es, dass sich diese Menschen endlich impfen lassen und so die Leistungen der KollegInnen honorieren.

Wie wichtig die Impfung ist, zeigt auch eine vom Gesundheitsministerium durchgeführte Modellrechnung. Diese geht davon aus, dass die Impfung mit Stand Ende Juli alleine in Österreich knapp 2200 Todesfälle verhindert hat. Außerdem wären über 2200 Menschen zusätzlich auf den Intensivstationen gelandet. Aber alleine jene aktuell 32 in Oberösterreich sind ohnehin viel zu viel.