OÖ-Ärztekammer: „Ja“ zu Ausstieg aus dem Mutter-Kind-Pass

Weil sich das Gesundheitsministerium bis dato nicht zu einer längst fälligen Valorisierung des Mutter-Kind-Passes durchringen konnte, beschloss die Kurie der niedergelassenen Ärzte in der OÖ-Ärztekammer bei ihrer letzten Sitzung, den Mutter-Kind-Pass-Vertrag zum nächstmöglichen Zeitpunkt, also zum 30.6.2023 aufzukündigen, sofern es nicht rechtzeitig zu einer Tarifeinigung kommt.

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Bereits seit langem fordert die Ärztekammer eine längst notwendige Valorisierung der Leistungen rund um den Mutter-Kind-Pass. Trotz aller Beteuerungen spielen die zuständigen Behörden offensichtlich auf Zeit. Dabei steht sehr viel auf dem Spiel, denn der Mutter-Kind-Pass ist seit Jahrzehnten eine Erfolgsgeschichte. „Weil wir aber trotz aller Gesprächsbereitschaft kein ernstes Bemühen bei den zuständigen Behörden erkennen können, werden wir mit dem nächstmöglichen Termin in Oberösterreich aus dem Mutter-Kind-Pass aussteigen“, sagt OMR Dr. Thomas Fiedler, Kurienobmann der niedergelassenen Ärzte in der OÖ-Ärztekammer sowie Fachgruppenvertreter für Frauenheilkunde und Geburtenhilfe in Oberösterreich und Bundes-Fachgruppenobmann. Diesen, auch für die Ärzteschaft sehr schwierigen Schritt, beschloss die Kurie der niedergelassenen Ärzte in der OÖ-Ärztekammer bei ihrer letzten Sitzung einstimmig. „Sie können uns glauben, dass wir so einen drastischen Schritt nicht einfach aus einer Laune heraus gehen. Die Ärzteschaft ist sich ihrer Verantwortung sehr bewusst“, sagt OMR Dr. Fiedler. Sollte es aber in der Frage der Valorisierung nicht endlich zu einer fairen und leistungsgerechten Anpassung kommen, wird der Vertrag zum nächstmöglichen Zeitpunkt (halbjährlich möglich) gekündigt. Oberösterreich würde dann per 30. Juni 2023 aus dem Mutter-Kind-Pass aussteigen.

Keine Valorisierung trotz steigender Leistungen

Seit fast drei Jahrzehnten (!) ist, trotz steigender Anforderungen, keine Valorisierung bzw. keine Verbesserung der Rahmenbedingungen vorgenommen worden. Und das, obwohl der Aufwand für Untersuchungen massiv angestiegen ist. Hinzu kamen etwa die erweiterte Infektionsdiagnostik, intensivere und zeitaufwändigere Beratungen über Geburtsmodalitäten (Wunschkaiserschnitt), Covid19 oder Impfungen. Einen erhöhten Gesprächsaufwand gibt es auch durch die immer mehr werdenden Paar- oder Familienberatungen, während es in den Anfangszeiten des Passes überwiegend nur Einzelberatungen gegeben hatte. Daher ist es nahezu beschämend, dass die Leistungen in den letzten 28 Jahren nicht valorisiert wurden und das ursprüngliche Honorar von 18,02 Euro nie an die verbesserten Leistungen angepasst wurde. „Dabei hatte es in der Vergangenheit seitens der Ärztekammer immer wieder Versuche gegeben, über eine Valorisierung und Verbesserung mit dem Gesundheitsministerium zu reden“, so OMR Dr. Fiedler.