Mutter-Kind-Pass darf kein Politikum sein

Erstaunt zeigt sich die OÖ-Ärztekammer über die neuesten Entwicklungen beim Mutter-Kind-Pass. „Mit uns hat keiner über diese von der Politik medienwirksam angekündigten Änderungen gesprochen“, sagt OMR Dr. Thomas Fiedler, Kurienobmann der niedergelassenen Ärzte in der OÖ-Ärztekammer sowie Fachgruppenvertreter für Frauenheilkunde und Geburtenhilfe in Oberösterreich und Bundes-Fachgruppenobmann.

Fotocredit (c) ÄKOÖ/Schwarzl

„Wir sind auf das Höchste erstaunt. Wir wissen leider von nichts“, wundert sich OMR Dr. Fiedler über die heutige Ankündigung der Politik rund um den Mutter-Kind-Pass. Weder ein erweiterter Leistungskatalog noch die geplante neue Form wurde mit der Ärzteschaft diskutiert und abgestimmt. Nachdem lange keine echte Gesprächsbereitschaft seitens der zuständigen Behörden zu erkennen war, scheint es die Politik nun mit einer Art „Drüberfahren-Taktik“ zu versuchen. Vielleicht auch, weil der Druck der Öffentlichkeit zuletzt massiv angestiegen war, will man nun mit nicht bis zum Ende durchdachten Schnellschüssen punkten. „Aber der Mutter-Kind-Pass ist zu wichtig, dass er zu einem Politikum werden darf“, sagt OMR Dr. Fiedler, der ergänzt: „Der Mutter-Kind-Pass ist und bleibt ein ganz wichtiges medizinisches Dokument, das auch fachlich gewartet werden muss.“ OMR Dr. Fiedler spricht damit die breite Palette an Untersuchungen an, die vom Beratungsgespräch bis hin zur erweiterten Infektionsdiagnostik, Laborbefundmanagement bis hin zu den unterschiedlichsten Geburtsmodalitäten reicht.

Gesprächsbereitschaft scheint sehr einseitig zu sein

Obwohl die Ideen rund um den Mutter-Kind-Pass seitens der Politik plötzlich fast unerschöpflich scheinen, wurde in den letzten Jahren gänzlich auf eine Valorisierung des ursprünglichen Honorars von 18,02 Euro „vergessen“. Dazu wurde die in der Österreichischen Ärztekammer verankerte Expertenkommission aus Vertretern der betreffenden Fachgruppen und der Wissenschaft nicht in die neuesten Entwicklungen eingebunden. „Dabei steht sehr viel auf dem Spiel, denn der Mutter-Kind-Pass ist seit Jahrzehnten eine Erfolgsgeschichte. Seitens der Ärztekammer hat es vermehrt Versuche gegeben, über eine Valorisierung und Verbesserung mit den zuständigen Stellen zu beraten“, so OMR Dr. Fiedler. Die heutigen überraschenden Ankündigungen der Politik haben aber gezeigt: Diese Gesprächsbereitschaft scheint sehr einseitig zu sein.