Die Vielgestaltigkeit von Primar-Aufgaben

In dieser Ausgabe stellen wir die Probleme und den herausfordernden Alltag der Abteilungsleitung in den Mittelpunkt: es geht um die Primarärztinnen und Primarärzte. Die Leiterin/der Leiter einer Spitalsabteilung ist heute auch die Managerin/der Manager eines „Betriebes" – mit hochkompetentem ärztlichen Personal, einer engagierten Pflege und vielen Mitarbeitenden anderer Berufsgruppen, die die Abteilung am Laufen halten. Zusätzlich müssen die Führungskräfte auch in ihrem medizinischen Fachbereich eine Top-Qualifikation haben, und es prasseln noch manch interessante Ideen des Krankenhausmanagements auf sie ein. Das alles unter einen Hut zu bringen, klingt fast unmöglich.

Es ist eine Aufgabe der Standesführung, gemeinsam mit den Primarärztinnen und Primarärzten Lösungen zu finden und Maßnahmen umzusetzen. Vor allem aber braucht es das Verständnis der Trägerorganisationen, ihren Führungskräften das Personal und die administrative Unterstützung zukommen zu lassen, damit diese die breitgefächerten Aufgaben gut bewältigen können.

STRUKTUR DER AUSBILDUNG
In der ÖÄK und auch in den wissenschaftlichen Gesellschaften wird nachgedacht, wie Ausbildung noch realitätsnäher strukturiert werden kann; besonders hinsichtlich der zu vermittelnden Inhalte. In der Ausbildungsordnung 2006, und auch in der vorhergehenden aus 1994, wurden einfach nur alle erdenklichen Inhalte eines Faches in die Ausbildungsordnung gepackt und Rasterzeugnisse erarbeitet, die nicht immer – vielleicht etwas untertrieben – erfüllt werden konnten. Die Ausbildungsordnung 2015 ist hier schon einen anderen Weg gegangen: nämlich mit der Unterteilung in eine Sonderfach-Grundausbildung und in eine Sonderfach-Schwerpunktausbildung mit durchwegs modularem Aufbau, basierend auf Leistungszahlen. Die Sonderfach-Grundausbildung sollte, und tut das auch, in jedem Fach die gesamte inhaltliche Breite gut abdecken. Das ist auch die Basis, um spezielle Erkrankungen oder gesundheitliche Veränderungen zu erkennen, deren Behandlung man vielleicht nicht bis ins letzte Detail beherrscht, weil man von den angebotenen Modulen in der Sonderfach-Schwerpunktausbildung andere gewählt hat, dann gibt man die Behandlung im Team an diejenigen weiter, die eine entsprechende Schwerpunktausbildung absolviert haben. Die Zeit der Allwissenden ist bei der Komplexität der Fächer zumeist vorbei.

KOMPETENZBASIERTE AUSBILDUNG
International wird sehr intensiv die kompetenzbasierte Ausbildung diskutiert. Diese Ausbildung ist nicht mehr strikt an Fallzahlen gebunden, sondern an Kompetenzlevels, die in unterschiedlicher Zeit erreicht werden können. Laut einer Definition erkennt die Methodik des kompetenzbasierten Lernens an, dass Lernende einige individuelle Fähigkeiten oder Kompetenzen schwieriger finden als andere. Aus diesem Grund ermöglicht der Lernprozess in der Regel, dass verschiedene Studierende in einem Kurs unterschiedliche Geschwindigkeiten haben. Jede und jeder von uns weiß, dass manches etwas besser und schneller von der Hand geht und anderes nur sehr zäh. Ich habe mich in meinem gesamten „Standespolitischen Leben“ sehr intensiv mit den Strukturen der Rasterzeugnisse auseinandergesetzt. Ich durfte die Ausbildungsreform 2015 maßgeblich begleiten. Wohlgemerkt: die Struktur. Für die Inhalte und Zahlen, die in die Zeugnisse verpackt wurden, tragen die wissenschaftlichen Gesellschaften die Verantwortung. Ich glaube, dass eine solche kompetenzbasierte Ausbildung ein weiterer guter Schritt sein kann, und vor allem den Umstand besser abbildet, wie unser tägliches ärztliches Leben, sowohl in der Ausbildung als auch in der späteren beruflichen Realität, ausschaut. Mich würde Ihre Meinung dazu interessieren. Schicken Sie mir einfach eine E-Mail an: niedermoser@aekooe.at.

Ihr Präsident Dr. Peter Niedermoser
Linz, im Mai 2024