Bei Erkrankungen, wie Arthrosen, abnützungsbedingten Veränderungen der Wirbelsäule und diabetischer Polyneuropathie, sollten zuerst nicht-medikamentöse Therapieoptionen, wie zum Beispiel eine Trainingstherapie, eine Gewichtsabnahme bei Übergewicht, Lokaltherapien mit schmerzstillenden Salben oder eine Neuraltherapie in Erwägung gezogen werden. Opioidhaltige Schmerzpflaster sollten die letzte Wahl sein.
„Im Fall von Patienten mit Arthroseschmerzen bedeutet das, dass opioidhaltige Schmerzpflaster nur dann zum Einsatz kommen, wenn ein Gelenkersatz nicht möglich oder vom Patienten nicht gewünscht ist und nicht-medikamentöse Therapien keine Wirkung zeigen“, erklärt Dr. Gabriela Eichbauer-Sturm, Internistin mit Zusatzfach Rheumatologie und Nephrologie. Besonders bei Kreuzschmerzen sollte diese Therapieoption nur längerfristig angewendet werden, wenn innerhalb von vier bis zwölf Wochen eine klinisch relevante Reduktion der Schmerzen bei fehlenden oder geringen Nebenwirkungen eingetreten ist.
Verantwortungsvoller Umgang mit Opioiden
Viele der Erkrankungen verlaufen chronisch und es sind vor allem dauerhafte starke Schmerzzustände, die Betroffene mit der Zeit zermürben. Schmerzpflaster, die Opioide (z. B. Fentanyl, Buprenorphin) über die Haut abgeben, können eine Lösung sein, aber nur wenn nicht-opioide Schmerzmittel (z. B. Acetylsalicylsäure (ASS), Ibuprofen etc.) oder schwache Opioide (z. B. Tramadol) keine Linderung (mehr) bringen. „Auch wenn die Handhabung unkompliziert erscheint, ist Vorsicht bei der Dosierung und der Anwendung geboten, um lebensbedrohliche Vergiftungen und eine Suchtentwicklung zu vermeiden. Opioidhaltige Schmerzpflaster sollten nur bei starken chronischen Schmerzen zum Einsatz kommen und keinesfalls zur Dauertherapie werden. Eine engmaschige Abstimmung zwischen Arzt und Patient ist dringend notwendig, ebenso eine ergänzende Bewegungstherapie, eine ausgewogene Ernährung und psychologische Maßnahmen“, sagt Dr. Gabriela Eichbauer-Sturm.
Sichere Anwendung will gelernt sein
Eine Anwendung von Schmerzpflastern muss immer unter ärztlicher Kontrolle stattfinden und gemäß den Informationen der Packungsbeilage erfolgen. Denn es gilt einiges zu beachten: So sollte zum Beispiel die ausgewählte Hautstelle, meistens am Oberarm oder im Schulterbereich, unbehaart, trocken und sauber sein. Vor dem Aufkleben des Pflasters die Stelle nur mit Wasser reinigen und nicht eincremen. „Die Hautfläche muss unbedingt frei von Verletzungen sein. Denn selbst kleinste Wunden, wie nach dem Rasieren, führen dazu, dass größere Mengen an Wirkstoff ins Blut gelangen als vorgesehen. Zudem sollte immer nur ein Pflaster auf einmal auf der Haut getragen werden“, so Dr. Eichbauer-Sturm. Betroffene sollten Sonnenbäder, Saunabesuche und heiße Vollbäder meiden, da eine starke Wärmezufuhr die Wirksamkeit des Opioids verstärkt, was zu Nebenwirkungen führen kann. Die Pflaster dürfen auch nicht eigenmächtig abgesetzt werden. Um eine überschießende Gegenreaktion des Körpers zu vermeiden, darf die Dosis bei Opioiden nur unter ärztlicher Kontrolle stufenweise über einen längeren Zeitraum reduziert werden.
Schmerzpflaster richtig entsorgen
Opioide unterliegen in Österreich dem Suchtmittelgesetz. Patienten müssen daher darauf achten, dass weder gebrauchte noch neue Pflaster in falsche Hände geraten, zum Beispiel in die von Kindern. Für eine sichere Entsorgung der Pflaster presst man die Klebeflächen gegeneinander und steckt sie zurück in die Packung.
Fazit für die Praxis
„Wichtig ist, dass neben der richtigen Anwendung und Entsorgung Patienten im Beratungsgespräch auch über mögliche Anzeichen einer Opioid-Überdosierung informiert werden“, sagt Dr. Eichbauer-Sturm. Dazu gehören beispielsweise langsame oder flache Atmung, niedriger Puls, Schläfrigkeit, Schwierigkeiten beim Gehen oder Sprechen sowie Schwäche- und Schwindelgefühl. Treten Symptome auf, ist das Pflaster umgehend zu entfernen und ein Arzt aufzusuchen. Bei richtiger Anwendung sind opioidhaltige Schmerzpflaster aber wirksame und sichere Schmerzmittel, die bei starken chronischen Schmerzen den Betroffenen ein Stück weit Lebensqualität zurückbringen.