„Dass die neue Regierung den Hochschulbereich samt Humanmedizin-Studium in ihr Programm aufgenommen hat, ist als sehr positiv zu bewerten“, sagen mit Dipl.-Päd. Gottfried Hirz und Dr. Peter Niedermoser die Präsidenten des OÖ Roten Kreuzes und der Ärztekammer für Oberösterreich. Beide sind sich sicher: „Wenn man die besten jungen Persönlichkeiten für dieses wichtige Studium finden will, dann braucht es aber eine Adaptierung des Aufnahmetests.“ Dieser MedAT lässt Jahr für Jahr Tausende durchfallen, darunter auch Kandidaten, die aufgrund ihrer Empathie für den Arztberuf geeignet wären. Im letzten Jahr etwa hatten sich 15.158 junge Menschen für den MedAT angemeldet, 1975 davon in Linz. Allerdings standen an der JKU nur 320 Studienplätze zur Verfügung. Viele hochqualifizierte und bestens geeignete Menschen bleiben daher naturgemäß auf der Strecke und gehen am Ende dem Gesundheitssystem verloren. Denn der MedAT deckt nicht alle für den Arztberuf relevanten Themenfelder optimal ab.
„Anpassung an aktuelle Herausforderungen“
„Hier braucht es eine Anpassung an die wirklichen Herausforderungen unserer Zeit“, weiß Dr. Silke Haim, Referatsleiterin für ärztliche Betriebsräte in der Ärztekammer für Oberösterreich. Ihr Vorschlag: „Es wäre gut, wenn man diese Leute für das Übergangsjahr zu einem sozialen Dienst etwa in Krankenhäusern oder Pflegeeinrichtungen und ähnliches ermutigen könnte. Allerdings müsste bei der Wiederholung des Aufnahmetests dieses soziale Engagement mit einfließen.“ Dipl.-Päd. Hirz ergänzt: „Freiwillige im Sanitäts- und Gesundheitsbereich leisten einen enorm wichtigen Beitrag zum Funktionieren unseres Gesundheitssystems. Sie übernehmen Verantwortung, stärken ihr Einfühlungsvermögen, arbeiten im Team und bewahren auch in stressigen Situationen einen kühlen Kopf - genau das braucht es auch im Medizinstudium. Oft ist ihr Engagement sogar der erste Schritt in Richtung eines Berufes im Gesundheits- und Sozialbereich. Ihr Einsatz ist wertvoll und darf nicht als selbstverständlich gesehen werden. Daher soll diese Tätigkeit bei der Aufnahmeprüfung entsprechend positive Berücksichtigung finden.“
Vorbild Deutschland
Dieses System funktioniert etwa in Deutschland sehr gut, wo sich Bewerberinnen und Bewerber für ein Studium mittels Punktesystem den Numerus clausus durch eine freiwillige dreimonatige Sozialarbeit verbessern können und so die Wahrscheinlichkeit, einen Studienplatz zu bekommen, steigern. Die Ärztekammer für OÖ und das OÖ Rotes Kreuz haben deshalb einen „Think-Tank“ eingerichtet, der erarbeiten wird, welche Dienste für die Anrechnung zum MedAT in Frage kommen und in welchem Ausmaß diese Tätigkeit angerechnet werden soll. Ergebnisse wird es zeitnah geben.