Gerade weil Baden im Sommer für die Kleinsten besonders verlockend ist, gehört Ertrinken mit zu den häufigsten Todesursachen bei Kindern. Und bei Babys reichen bereits wenige Zentimeter hohes Wasser für das Ertrinken. „Bis sie zehn Jahre alt sind und sehr gut schwimmen können, sollten Eltern bzw. Aufsichtspersonen die Kinder am und im Wasser nie aus den Augen lassen – denn durch den sogenannten Totstellreflex können Kinder bis 3 Jahre ihren Kopf nicht selbst aus dem Wasser heben – auch wenn das Wasser nur wenige Zentimeter hoch ist“, erklärt Dr. Peter Kahr, Fachgruppenvertreter für Kinder- und Jugendheilkunde der Ärztekammer für Oberösterreich. Gefahrenquellen sind deshalb nicht nur Pools, Biotope oder Teiche, sondern auch Planschbecken und Regentonnen. Statistisch gesehen ist mangelnde Aufsicht das Hauptproblem bei Ertrinkungsunfällen, bei älteren Kindern kommt als Ursache noch die Selbstüberschätzung hinzu.
Besondere Gefahr: Privatpool & Seen
In öffentlichen Schwimmbädern ist die Überlebensrate nach einem Ertrinkungsunfall relativ hoch, da das Kind rasch bemerkt und gerettet werden kann. Anders sieht die Situation bei privaten Pools aus: hier werden Kinder oft sehr spät entdeckt. In Seen ist durch die schlechte Sicht das Auffinden der Kinder erschwert.
Schwimmkurse ab 4 Jahren
Damit Kinder möglichst bald Schwimmen können und so das Risiko des Ertrinkens gemindert wird, sollten Kinder ab 4 Jahren einen Schwimmkurs besuchen. Dieser bedeutet allerdings nicht automatisch, dass Kinder danach im Wasser sicher unterwegs sind: „Natürlich muss man dann weiterhin darauf achten, dass das Kind das Schwimmen übt und auch nach dem Kurs sollten die Kinder nur unter Aufsicht ins Wasser gehen.“ Hinzu kommt: lernt ein Kind das Schwimmen im Schwimmbad, ist es auf natürliche Gewässer wie Flüsse, Seen und das Meer nicht vorbereitet. „Das bewirkt, dass in unbekannten Situationen die Kinder überrascht werden und sie dann alles Gelernte vergessen. Dann ist das Risiko, dass sie schnell und vor allem leise untergehen, gegeben, “ warnt Dr. Kahr. Nach einem Badeunfall sollten Kinder besonders genau beobachtet werden, auch wenn vorerst keine Symptome auftreten. Husten, ungewöhnliche Atmung oder verändertes Verhalten beim Kind können auf späte Komplikationen, sogenanntes „trockenes“ Ertrinken hindeuten: Dabei kommt Wasser gar nicht einmal in die Lunge. Die Lunge bleibt quasi trocken. Es ist das eingeatmete Wasser, das zu einem Stimmritzenkrampf (Verkrampfung der Stimmbänder) im Kehlkopf führt und das Kind kaum noch Luft bekommen lässt. Dann sollte das Kind schnellstmöglich in die Notaufnahme.