Migräne: Das Gewitter im Kopf frühzeitig behandeln

Manchmal beginnt der Schmerz im Hinterkopf zu hämmern und breitet sich langsam über den gesamten Schädel aus. Oder der Kopf fühlt sich an, wie in einem Schraubstock eingeklemmt, der immer fester zugezogen wird. Obwohl Migräne die Lebensqualität von Betroffenen massiv verringert, wird oft kein ärztlicher Rat eingeholt. Mit der Folge, dass Migräne häufig nicht diagnostiziert und nicht entsprechend behandelt wird. Dabei gibt es wirksame Therapien.

Mann mit Migräne, rund um seinem Kopf sind Blitze zu sehen

„Kopfschmerzen sollten nicht bagatellisiert werden, da sie auch ernste Ursachen haben können. Vor allem wenn sie häufig wiederkehren und Alltagsaktivitäten einschränken oder unmöglich machen, empfiehlt sich die Abklärung durch eine Neurologin oder einen Neurologen. Erst nach der Diagnose kann eine gezielte Behandlung erfolgen. Je früher das geschieht, umso besser für die Betroffenen“, erklärt Dr. Dietmar Schafelner, Facharzt für Neurologie und Fachgruppenvertreter für Neurologie der Ärztekammer für Oberösterreich anlässlich des europäischen Kopfschmerz- und Migränetages am 12. September 2020.

Migräneattacken sind eine Belastung
Laut der Österreichischen Schmerzgesellschaft leiden 11,3 Prozent der Bevölkerung an episodischer Migräne. Die größte Häufigkeit besteht dabei zwischen dem 20. und 50. Lebensjahr, wobei Frauen bis zu dreimal mehr betroffen sind als Männer. Migräne äußert sich durch einen anfallsartigen, pulsierenden und meistens halbseitigen Schmerz, der oft von Symptomen begleitet wird, wie Übelkeit, Erbrechen, Licht- oder Geräuschempfindlichkeit. Bevor der Schmerz wieder abklingt, können wenige Stunden, aber auch bis zu drei Tage vergehen. Bei manchen Migräneformen leiden die Betroffen zudem kurzzeitig an verschiedenen Seh-, Gefühls- und Sprachstörungen.

Eine ausführliche Anamnese ist der Schlüssel
Kopfschmerz kann viele verschiedene Ausprägungen und Ursachen haben. Die Internationale Kopfschmerzgesellschaft unterscheidet zum Beispiel mehrere hundert Arten (www.ichd-3.org/de). Dadurch ist auch die Bandbreite an Behandlungsmöglichkeiten groß. Um die geeignetste Therapie zu finden, ist daher das ärztliche Gespräch mit einer umfangreichen Anamnese das Um und Auf.

Neben der medikamentösen Behandlung von akuten Migräneanfällen, können Betroffene auch vorbeugende Maßnahmen setzen. Regelmäßiger Ausdauersport eignet sich ebenso wie Entspannungstechniken oder Psychotherapie zum besseren Umgang mit der Erkrankung. „Für Menschen, die häufig von wiederkehrenden Kopfschmerzen geplagt sind, bietet sich auch ein Kopfschmerztagebuch an. In diesem werden zum Beispiel mögliche Schmerzauslöser, der Zeitpunkt des Auftretens, die Schmerzart und -intensität oder auch eingenommene Medikamente vermerkt“, empfiehlt Dr. Dietmar Schafelner abschließend. Diese Dokumentation unterstützt auch den Arzt bei der Wahl der richtigen Therapie.

Eine Abklärung durch eine Ärztin / einen Arzt ist auf jeden Fall ratsam, wenn Kopfschmerzen

  • erstmals auftreten und äußerst heftig sind.
  • regelmäßig öfter als zwei- bis dreimal im Monat auftreten, oder wenn diese länger als zwei oder drei Tage andauern.
  • mit gravierenden oder ungewöhnlichen Begleiterscheinungen verbunden sind.
  • in ihrer Dauer und Stärke trotz Behandlung zunehmen.
  • sich durch bisher verwendete Schmerzmedikamente nicht bessern oder die Dosis laufend gesteigert werden muss.