Ärztekammer für Oberösterreich rät: Suizidgedanken ernst nehmen!

Wenn Menschen in Krisensituationen keinen Ausweg mehr sehen, sind Selbstmordgedanken oft gar nicht weit entfernt. Wer „Hilferufe“ empfängt sollte unbedingt das Gespräch suchen, besonders da es sich bei Suizidgedanken – sowohl bei Angehörigen als auch bei Betroffenen – immer noch um ein Tabuthema handelt.

Depressiver Mann sitzt mit hängenden Kopf da.

Laut dem offiziellen Bericht zu Suizid und Suizidprävention des österreichischen Gesundheitsministeriums ist Selbstmord eine der häufigsten Todesursachen im mittleren Lebensalter, in der Altersgruppe der 15- bis 29-Jährigen gar die zweithäufigste. Etwa 1.300 Personen sterben jährlich in Österreich durch Selbstmord – das sind ca. zweieinhalb Mal so viele wie im Straßenverkehr. Rund drei Viertel davon sind Männer.

„Die Tendenz zu suizidalem Verhalten lässt sich selten an genau einer Sache festmachen“, so Dr. Peter Pertschy, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin sowie Fachgruppenvertreter für Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin der Ärztekammer für Oberösterreich, „meist spielen mehrere Faktoren zusammen, die schließlich dazu führen können, dass einen der Lebenswille verlässt.“ Allen gemeinsam sei eine – oft subjektiv empfundene – Ausweglosigkeit der aktuellen Situation. Gleichzeitig ist aber in vielen Fällen auch lange der Wunsch danach vorhanden, dass alles besser wird. Ein Punkt, an dem Freunde oder Angehörige anknüpfen können, weiß Dr. Pertschy: „Suizidgefährdete Personen senden meist Signale aus. Manche sprechen ganz offen über Probleme, andere machen Andeutungen, wieder andere legen ein depressives Verhalten an den Tag“. Solche „Hilferufe“ sollten keinesfalls ignoriert werden, denn die Chance bereits mit einem Gespräch zu helfen ist groß – „Häufig ist es für die betroffenen Personen schon hilfreich, wenn durch das Aussprechen ein Ventil für diese schwierige Situation entstehen kann“, weiß der Psychiater. Das Thema Suizid sollte dabei durchaus offen angesprochen werden. Äußerst wichtig dabei: Ein respektvoller Umgang auf Augenhöhe ohne übertriebenen Optimismus oder moralisierende Tendenzen.

Professionelle Hilfe

Betroffene sollten wissen, wo sie professionelle Hilfe in Anspruch nehmen können. So gibt es etwa die Telefonseelsorge unter der Nummer 142 – hier wird Beratung sogar per E-Mail angeboten, aber auch ein Besuch beim Hausarzt ist in Krisensituationen empfehlenswert. Dieser kann die Situation aus medizinischer Sicht einschätzen und im Bedarfsfall zum Facharzt überweisen. Und häufig – besonders wenn ein gewisses Vertrauensverhältnis besteht – kann bereits dieses Gespräch sehr hilfreich sein.