Niederlassung wird bunt bleiben

Derzeit ist der Hype um Primärversorgungszentren in allen Medien kaum zu bremsen. Ja, eine tolle Versorgungsform im niedergelassenen Bereich. Aber die Einzelpraxis und die vielen engagierten Kolleginnen und Kollegen in den kleinen Gemeinden brauchen und verdienen auch Aufmerksamkeit und verstärkte Unterstützung durch ÖGK und Politik.

Diese Ausgabe der OÖ Ärzte ist unseren „Landärztinnen und Landärzten“ gewidmet. Es werden Themen dargestellt, die wir in den nächsten Monaten intensiver beackern werden. Ja, viele davon kennen Sie
bereits, aber ein neuer Anlauf mit neuen Verbündeten wird neue Möglichkeiten schaffen. Zuvor möchte ich nochmals auf das Modell der PVE Linz Süd eingehen. In Linz Süd ist uns was Tolles gelungen: Seit
Jahren versuchen wir, Kolleginnen und Kollegen für eine PVE in dieser Region zu begeistern. Wir haben in der Ärztekammer ein wirklich großartiges Team, das hier mit Rat und Tat zur Seite stehen würde –
doch leider konnten wir nie jemanden zur Mitarbeit überzeugen. Da es nun gesetzlich möglich ist, wenn Einzelstellen länger nicht ausgeschrieben werden, dort zum Beispiel ein Ambulatorium für Allgemein-
medizin zu gründen – und die ÖGK wäre da sicher nicht abgeneigt gewesen –, hatten wir dringenden Handlungsbedarf. Ein Ambulatorium für Allgemeinmedizin würde mittelfristig die Niederlassung von freiberuflichen Ärztinnen und Ärzten zerstören.
Darum haben wir auf Initiative unseres Referatsleiters für PVE, Wolfgang Hockl, dieses neue innovative Modell mit der Landesstelle Oberösterreich der ÖGK verhandelt. Erfahrene Kolleginnen und Kollegen aus Enns gründen diese PVE in Linz Süd und werden dort Gesellschafterinnen und Gesellschafter. Dazu hat es intensive Verhandlungen gegeben, da die drei Kolleginnen und Kollegen ja auch Gesellschafterinnen und Gesellschafter in Enns bleiben. Dazu braucht es zwei Kassenverträge für jede Person, was bis jetzt nicht im Gesamtvertrag abgebildet war. Diese erfahrenen Medizinerinnen und Mediziner gewinnen junge Kolleginnen und Kollegen zur
Mitarbeit und begleiten diese einige Zeit, bis sie sich wieder aus der PVE zurückziehen und den Jungen die Gesamtverantwortung übergeben können. Zwei Lehrpraktikanten sind ja schon sehr interessiert – ein richtiges Generationenmodell. Der Erfolg gibt uns Recht, da einige weitere junge Kolleginnen und Kollegen nach den Presseberichten bereits an einer Mitarbeit Interesse gezeigt haben.

NEUE ZUSAMMENARBEITSFORMEN ZEIGEN EINEN GROSSEN ZUSPRUCH
Die erweiterte Vertretung boomt. Ich brauche es Ihnen ja wahrscheinlich nicht erklären, aber in aller Kürze: Hier arbeiten zwei freiberufliche Ärztinnen und Ärzte gemeinsam in einer Kassenstelle. Natürlich meist dann, wenn der Patientenstrom eine Erweiterung auf mehr als eine Stelle zulässt. Meist sind es eine erfahrene Ärztin/ein erfahrener Arzt mit einer jüngeren Kollegin/einem jüngeren Kollegen. Und auch das ist wieder ein Generationenmodell der Zusammenarbeit. Wir müssen neue Wege der Kooperation gehen. Sagen Sie uns, welche Modelle der Zusammenarbeit Sie sich vorstellen können. Wir schauen, ob diese in den derzeitigen gesetzlichen Rahmenbedingungen umsetzbar sind. Da geht’s nicht um ein Rosinenpicken, sondern darum, wie wir in 30 Jahren in  der Niederlassung arbeiten wollen. Es wird ein bunter Blumenstrauß an Zusammenarbeitsformen notwendig sein und sie werden von der Landarztpraxis bis zu den PVEs reichen.

WARUM SO VIEL EINSATZ FÜR DIE NIEDERLASSUNG?
Manch wenige Kolleginnen und Kollegen in den Spitälern fragen mich, warum ich so für die Niederlassung werbe, wo in den Spitälern doch viel zu wenige Kolleginnen und Kollegen da sind, um den Ansturm
der Patientinnen und Patienten zu bewältigen. Ja gerade deshalb mache ich das, weil nur dann, wenn der niedergelassene Bereich von vielen engagierten Kolleginnen und Kollegen in ausreichender Zahl versorgt
wird, kann eine verpflichtende Patientensteuerung funktionieren. Dann sind nur noch jene Patientinnen und Patienten im Spital, die ein Spital brauchen, und die Spitals-Kolleginnen und Spitals-Kollegen können
sich auf jene Arbeit konzentrieren, derentwegen sie das Spital als ihre Arbeitsstätte gewählt haben. Ich bin als Pathologe immer ein Optimist und daher überzeugt, dass wir das schlussendlich schaffen werden.

Ihr Präsident Dr. Peter Niedermoser
Linz, im April 2024