Neues Jahr, neue Chancen

Wenn Sie diese Ausgabe in der Hand halten, liegen die ersten Tage des neuen Jahres schon hinter uns. Was wird uns 2024 erwarten? Sie werden sagen nix Neues, sondern die alten Probleme. Da muss ich Ihnen leider Recht geben. Was sich aber ändern muss, ist der Umgang mit diesen Problemen.

Das Image der österreichischen Ärztinnen und Ärzte hat 2023 unter den Vorgängen in Wien sehr gelitten. Leider war es auch für die Kolleginnen und Kollegen nicht immer leicht, in der medialen Berichterstattung den Unterschied zwischen Wien und der ÖÄK zu erkennen. In Wien ist durch einen Wechsel der Mehrheit in der Vollversammlung Ruhe eingekehrt. In der Vollversammlung der ÖÄK haben wir uns nun darauf geeinigt, diese Angelegenheit hinter uns zu lassen und gemeinsam, in enger Abstimmung, ohne mediales Getöse und eigene Befindlichkeiten, konsequent weiterzuarbeiten. Wir haben vor circa sechs Monaten eine Resolution verabschiedet – wie in der OÖ ÄRZTE berichtet –, wo wir unsere Grundsätze für eine optimale Versorgung dargestellt haben, die es auch uns ermöglicht, mit Freude im Gesundheitssystem zu arbeiten.

PATIENTENLENKUNG
Wir werden uns vor allem der Patientenlenkung widmen, die zwar im Papier der 15a-Vereinbarung erwähnt wurde, aber nur sehr nebulos. Jede und jeder von uns weiß, dass ohne Steuerung, ja ohne verpflichtende Steuerung der Patientinnen und Patienten, unsere Ressourcen, sowohl im Spital als auch in der Niederlassung, bald am Ende sein werden. Die Patientin/Der Patient muss wieder mehr Verantwortung für die Gesundheit übernehmen. Und der Ausbau im niedergelassenen Bereich, mit Ordinationsformen und Rahmenbedingungen, die den Bedürfnissen der jetzigen Generation entsprechen, muss rasch umgesetzt werden. Da werden 100 neue Ordinationen nicht reichen. Wenn man mit den Studentinnen
und Studenten in Oberösterreich spricht, haben sie die Allgemeinmedizin sehr wohl im Fokus. Da möchte ich mich vor allem bei jenen Kolleginnen und Kollegen bedanken, die an der Universität unterrichten und im Klinisch-Praktischen Jahr für die Studentenschaft als Lehrende in der Lehrpraxis zu Verfügung stehen. Die Führungsriege der ÖGK in Wien hat immer noch nicht begriffen, dass man niemanden in die Allgemeinmedizin zwingen kann, sondern nur dorthin bringt, wenn man ihn dafür begeistert. Die derzeitigen Rahmenbedingungen dürften da aber in manchen Aspekten noch nicht ausreichend interessant sein. Darüber sollte die ÖGK mal nachdenken; und nicht darüber, wie man die Standesvertretung ausschaltet.

AMBULATORIEN
Auch bei den Ambulatorien gab es nie ein Vetorecht. Im Gesetz stand, dass bei der Bewilligung eines Ambulatoriums mit der Sozialversicherung ein Einvernehmen zu finden ist. Falls nicht, entscheidet der Landeshauptmann. Dazu gab es immer ein Einvernehmen. Jetzt kann jeder ein Ambulatorium eröff-nen, wenn sich Politik und Kasse darauf einigen.Die Ärztekammer, die hier immer auf die Leistungen der umgebenden Ärztinnen und Ärzte geachtet hat, ist nun
draußen. In Deutschland – zum Beispiel im Bereich der Radiologie – hat das dazu geführt, dass gewinnorientierte Firmen in Ambulatorien eingestiegen sind und manche Gruppe dann an Hedge-Fonds verkauft hat. Ade für die soziale Versorgung der Patientinnen und Patienten. Auch das hat die ÖGK vorangetrieben. Es braucht auch hier innovative Ideen, um das zu verhindern.

AUSBILDUNG
In dieser Ausgabe werden die Ergebnisse der Ausbildungsevaluierung der ETH Zürich in einigen Details dargestellt. Wir haben jene hervorgehoben, die eine gute Ausbildung anbieten. Jene, die nicht erwähnt wurden, sollen sich nicht ärgern. Die nächste Ausbildungsevaluierung der ETH Zürich startet im Frühjahr 2024. Es hat hier noch jede und jeder die Chance, Strukturen aufzustellen, die erforderlich sind, um eine gute Ausbildung zu ermöglichen. Dann heißt es, die
Kolleginnen und Kollegen zu motivieren, die Fragebögen zurückzusenden – und dann steht auch jenen, die nicht erwähnt wurden, die Chance offen, bei der nächsten Darstellung vorne zu sein. Ich möchte mich vor allem aber auch bei jenen bedanken, die sich in der Ausbildung jetzt schon vorbildhaft engagieren.

 

Ihr Präsident Dr. Peter Niedermoser
Linz, im Jänner 2024