Die Babyboomer gehen in Pension

Ich selbst tue mir jedenfalls mit dieser Einordnung immer schwer – und verstehe auch, dass sich die jungen Kolleginnen und Kollegen mit ihrer Einordnung in X oder Y, oder wie auch immer, ebenfalls schwer tun. Ja, wir sind halt viele, die um 1960 geboren sind und jetzt bald in Pension gehen.

Manche von uns werden sagen „Zum Glück“, andere wiederum würden gerne noch eine Zeit – wenn auch reduziert – weiterarbeiten. Um dieses Thema geht’s in dieser Ausgabe. Viele, die weitermachen wollen, tun das aus Überzeugung – ob in der Ambulanz, die man jahrelang betreut hat, oder auf der Abteilung, die man schätzt, oder um einfach das eigene Wissen weiterzugeben. Die Babyboomer sind noch fit und gehören noch lange nicht zum alten Eisen! Ich weiß von einigen, dass man da nicht auf jeden Cent schaut. Aber es braucht klare Rahmenbedingungen, die derzeit weder durch den Bund noch durch die Länder oder Träger gegeben sind. Denn draufzahlen wollen wir nicht. Die Arbeit, die wir über das Übliche hinaus zu leisten bereit sind, muss auch so entlohnt werden, dass was übrig bleibt.


GEFÄHRDUNGSANZEIGEN
Mich hat eine Reporterin anlässlich der Gefährdungsanzeige in Steyr gefragt, was ich zur ersten Gefährdungsanzeige in Oberösterreich sage. Ich wünsche jedem für eine Aktion den ersten Platz, aber Gefährdungsanzeigen gab es in Oberösterreich auch schon zuvor. Und ich verstehe es sehr gut, wenn eine solche erstattet wird. Eine Gefährdungsanzeige ist oft eine notwendige schriftliche Dokumentation von unterschiedlichen Missständen in einer Organisationseinheit. Um jene darauf aufmerksam zu machen, die für die Organisation des ärztlichen Dienstes zuständig sind – und das ist schlussendlich der Träger und nicht der Primarius/die Primaria und schon gar nicht der Mittelbau oder Assistenzärztinnen und Assistenzärzte.
Bei der Morgenbesprechung nur zu jammern und eine gemeinsame psychotherapeutische Sitzung (= Morgenbesprechung) abzuhalten, und dann vielleicht bis 14 Uhr stabil zu sein, reicht nicht aus, wenn was passiert. Ich rufe jetzt nicht zu Anzeigen auf. Es muss hier schon Gefahr im Verzug sein und es sollten von der Abteilungsleitung bis zu den jüngsten Assistentinnen und Assistenten alle dahinter stehen. Viele der Anzeigen sind ohne mediales Interesse abgelaufen und schlussendlich wurde immer eine gemeinsame Lösung für die Probleme gefunden. Das ist die wichtigste Aufgabe dieser Anzeige. Am Ende des Tages trotz Aufregung eine Lösung zu finden, die das Arbeiten der Kolleginnen und Kollegen für
die Patientinnen und Patienten wieder ohne Frust möglich macht.

RESOLUTION DER ÖÄK
Als ÖÄK haben wir eine Resolution zur 15a Vereinbarung einstimmig beschlossen. Daraus zwei Absätze, die für mich in Oberösterreich sehr wichtig sind:

• Patientenlenkung
Zur Entlastung der aktuellen Strukturen und damit des Gesundheitssystems ist eine verpflichtende Patientenlenkung dringend notwendig. Voraussetzungen sind ein massiver Ausbau der Versorgung durch niedergelassene Ärztinnen und Ärzte und eine klare Information der Patientinnen und Patienten über den Weg durch das System. Dazu bedarf es aber auch Konsequenzen bei Nichteinhaltung der vorgesehenen Versorgungspyramide und des vorgegebenen Versorgungspfades, der
in einem gemeinsamen Diskurs von den Verantwortlichen im Gesundheitssystem – Ärzteschaft, Pflege, ÖGK, Träger und Politik – entwickelt werden muss. Medizinischer Erstanlaufkontakt muss die Ärztin/der Arzt sein. Die Form ist dabei flexibel und zum Beispiel telemedizinisch oder physisch möglich. Auch die Sozialversicherung ist gefordert, wirksame Lenkungssysteme einzuführen.

• Prävention muss unterstützt werden – nicht nur im Honorarsystem, sondern auch für Versicherungsnehmende
Es muss dringend in Patienteninformation und Patientenaufklärung investiert werden, um das nötige Bewusstsein für Prävention, Eigenverantwortung und den stufenweisen Aufbau der Versorgungsstrukturen in der Bevölkerung zu schaffen. Anreizsystem: Bonus für Absolvierung der angebotenen Vorsorge-Programme


Ihr Präsisdent Dr. Peter Niedermoser,
Linz, im August 2023