Immer mehr Hautkrebs-Fälle: Vorsorge beginnt bei den Kleinsten
Die Euromelanoma, die Vereinigung europäischer Hautärzte, schlägt Alarm: die Fälle von Hautkrebs steigen massiv an – und das trotz dem Wissen um die Gefahr durch die Sonne. Entscheidend ist hier: Je intensiver die UV-Strahlung in jungen Jahren auf die Haut trifft und je mehr Muttermale man hat, desto höher ist das Risiko einer Erkrankung.
„Der Schutz der Kinder und Jugendlichen ist daher besonders wichtig. Hautkrebs ist zwar eine der gefährlichsten Krebsarten, aber schon einfachste Maßnahmen ermöglichen wirksamen Schutz. Entscheidend sind frühzeitige Sensibilisierung und richtige Vorsorgemaßnahmen“, betont Gesundheits- und Bildungsreferentin LH-Stellvertreterin Mag.a Christine Haberlander. „Bei der Hautkrebs-Vorsorge zählt der lange Atem. In Oberösterreich arbeiten die Akteure – vom Land OÖ bis zur Krebshilfe, von den Hautärzten bis zu den Bildungseinrichtungen – schon seit Jahren vorbildlich zusammen, wenn es darum geht, Bewusstsein zu schaffen“, so Haberlander, die auch als Schirmherrin der Initiative „Schutz der Kinder vor Sonnenbrand“ fungiert. Genutzt werden dabei verschiedene Informationsschienen ihrer Ressorts Gesundheit und Bildung: „Über die wichtige Zielgruppe der Kinder erreichen wir auch die Eltern“, erklärt Haberlander.
Land OÖ, Ärztekammer für Oberösterreich und Krebshilfe OÖ versenden auch heuer wieder ein gemeinsames Informationsschreiben an die Leitungen der Schulen, Horte, Kindergärten und Krabbelstuben, das darauf hinweist, wie wichtig effizienter Sonnenschutz ist und das die bedeutendsten Verhaltensregeln aufzeigt. „Die Krebshilfe macht darüber hinaus mit ihren ‚Sonnenfeen‘ schon die Jüngsten damit vertraut, wie man sich richtig vor der Sonne schützt. Dafür herzlichen Dank! Auch die Schulärztinnen und -ärzte des Landes Oberösterreich thematisieren bei den jährlichen Untersuchungen den richtigen Sonnenschutz. Bei Auffälligkeiten werden die Kinder umgehend an die Hautärztin bzw. den Hautarzt verwiesen“, so die Landeshauptmann-Stellvertreterin.
OMR Dr. Johannes Neuhofer, 1. Vizepräsident der Ärztekammer für Oberösterreich und Fachgruppenobmann der oberösterreichischen Hautärzte, appelliert an die Hautärzte Oberösterreichs, die Sonnenfeen der Krebshilfe bei ihrer Aufklärungsarbeit in den Kindergärten zu unterstützen. „Wenn wir Dermatologen in die Kindergärten, Schulen und Horte bringen, dann kann bereits in jungen Jahren das Bewusstsein für die Sonnengefahr noch weiter gestärkt werden. Denn die Prävention ist hier das A und O: Ursache für Hautkrebs ist zu 90% die UV-Strahlung, “ weiß Dr. Johannes Neuhofer.
Sonnenschutz: Nicht nur im Urlaub wichtig
Die Sonne scheint andauernd – nicht nur am Strand. Sonnencreme sollte immer aufgetragen werden, sobald man sich länger in der Sonne aufhält. Zwar trägt auch die genetische Veranlagung einen Teil dazu bei, der Hauptfaktor bleibt aber die häufige und intensive Sonneneinstrahlung. Daher sollte man täglich Sonnenschutz auftragen, besonders auf stark exponierte Hautregionen wie zum Beispiel Kopf, Schultern, Handrücken, Stirn, Ohren, Nase und Unterlippen, also alle sogenannten Sonnenterrassen des Körpers.
Ein weiterer Faktor ist die Früherkennung „Das Thema Hautkrebs ist wichtig. Muttermale sind normal und mit regelmäßigen Kontrollen braucht man sich deswegen auch nicht den Kopf zerbrechen.“
Heimtückisch am Hautkrebs ist, dass er oft lange Zeit schmerz- und juckfrei bleibt und deshalb nur durch fachmännischen Blick zu erkennen ist. „Der weiße Hautkrebs kann aussehen wie ein kleiner grau-weißer Knoten, der von Patienten oft als ,Pickel‘ unterschätzt wird. Beim Basalzellkrebs gibt es keine Vorstufe. Bereits die erste kleine Veränderung ist eine Krebsgeschwulst, die entfernt werden sollte. Im Vergleich zum weißen Hautkrebs ist der schwarze Hautkrebs (Melanom) bösartiger, da er häufig sehr früh Tochtergeschwülste (Metastasen) in anderen Organen bildet. Außerdem treten diese Melanome, die auf den ersten Blick harmlosen Pigmentmalen ähneln, oft auch an normalerweise bekleideten Körperstellen auf. Die Heilungschancen bei den rechtzeitig erkannten Melanomen sind hervorragend und sie können meist sogar ambulant entfernt werden, “ erklärt Dr. Neuhofer.
Der Dermatologe empfiehlt, die Haut (und die weiterer Familienmitglieder) regelmäßig selbst zu begutachten und bei Unklarheiten den Hautarzt zu Rate zu ziehen. Zudem rät der Mediziner Risikopatienten mindestens einmal im Jahr den Hautarzt für einen Muttermalcheck zu konsultieren.
Früherkennung entscheidend
Besonders gefährdet sind Menschen, die bereits Hautkrebs hatten, mit Erkrankungen in der Familie, mit heller und sonnenempfindlicher Haut und häufigen Sonnenbränden in der Kindheit und Jugend. Auch Personen mit zahlreichen Muttermalen und einer Neigung zum Sonnenbrand gehören zur Risikogruppe. Wichtig ist die Früherkennung, denn je früher Hautkrebs entdeckt wird, desto höher sind die Heilungschancen.
Fortgeschrittener Hautkrebs
Erhält man die Diagnose Hautkrebs braucht man auch nicht in Panik zu verfallen. „Die meisten Fälle von Hautkrebs sind heilbar“, ist Dr. Helmut Kehrer, Fachgruppenobmann-Stellvertreter der Hautärzte, optimistisch. Anders ist die Situation beim fortgeschrittenen schwarzen Hautkrebs: „Die Besonderheit des schwarzen Hautkrebs liegt darin, dass er im weit vorangeschrittenem Stadium Metastasen ausbildet, die sich prinzipiell im ganzen Körper ausbreiten können. Für Patienten ist das ungünstig, da hier keine operativen sondern nur mehr systemische, also im ganzen Körper wirkenden Therapien angewendet werden können und damit auch die Überlebensaussichten schlechter sind.“ Jedes Jahr sterben in Österreich rund 400 Menschen an Hautkrebs. Männer sind hier insgesamt häufiger betroffen.
Dem Schatten den Vorzug geben
Dr. Helmut Kehrer rät daher, besonders Kinder und Jugendliche immer vor Sonnenbränden zu schützen, denn auch ein trüber Tag kann täuschen: „Wenn der Himmel bewölkt ist, sollte man nie auf den Sonnenschutz vergessen und nach dem Baden erneut Sonnencreme auftragen. Kleidung ist ebenfalls ein wichtiger Sonnenschutz, schützt aber nicht zu 100%.“ Daher lieber einen Platz im Schatten wählen als in der prallen Sonne.
„Sonnenfeen“ verwandeln Kinder in Sonnenexperten
Die Krebshilfe Oberösterreich schickt außerdem seit 2007 „Sonnenfeen“ kostenlos in insgesamt 1.285 Kindergärten, die fast 63.000 Kinder durch das Programm geführt haben. Und auch heuer sind wieder 11 Sonnenfeen in 100 Kindergärten in fast ganz Oberösterreich unterwegs. Erfahrene Kindergartenpädagoginnen erarbeiten spielerisch die wichtigsten Schritte der Hautkrebsvorsorge. Mag. Peter Flink, Geschäftsführer der österreichischen Krebshilfe für OÖ: „In Kindheit und Jugend denkt man wohl kaum an Hautkrebs, aber wenn verantwortungsvolle Eltern sich um einen perfekten und konsequenten Sonnenschutz kümmern, kann schon viel Vorarbeit für die Zukunft geleistet werden.“
Er unterstreicht auch die Unterschiede der Haut von Kindern und Erwachsenen: „Die Kinderhaut bis zum sechsten Lebensjahr ist noch nicht so entwickelt wie bei Erwachsenen. Deshalb muss man bereits im Kindergarten Bewusstsein schaffen.“ Das Hauptziel bei dieser Aktion ist kein plakatives, sondern man will die Kinder erreichen und ihnen Kompetenzen übertragen, auch ihre Eltern aufzuklären: „Die Kinder sollen spielerisch die wichtigen Schritte wie im Schatten bleiben, Leiberl und Kapperl tragen, eincremen usw. kennenlernen und das Gelernte auch mit nach Hause nehmen. Sie werden zu sogenannten Sonnenexperten, bekommen einen Expertenausweis und können dann daheim ihre Eltern informieren! Der Kindergarten bekommt ein Sonnenmemory, das das ganze Jahr über an den spannenden Tag mit den Sonnenfeen erinnert.“
Drei Punkte sind laut Flink besonders wichtig: der Schatten, damit einhergehend auch das Sonnensegel über der Sandkiste, die richtige und schützende Kleidung sowie das häufige und gründliche Eincremen, das bei der Vielzahl an existierenden Sonnencremes auch für Kinder mit Allergien möglich ist.
Vorsorgetipps der Hautexperten
- Die direkte Sonneneinstrahlung rund um Mittag vermeiden.
- Sonnenschutz mindestens eine halbe Stunde vor dem Aufenthalt in der Sonne auftragen – je nach Kontakt mit Wasser oder Schweiß nachcremen nicht vergessen! Besonders Sportler, die viel draußen unterwegs sind und schwitzen, sollten gut geschützt sein.
- Pflegestift mit UV-Schutz für die Lippen verwenden.
- Augen mit einer Sonnenbrille mit hundertprozentigem UV-Schutz schützen.
- Auch Kleidung hilft: Ein weißes T-Shirt schützt aber nicht besser als ein schwarzes. Weiß reflektiert zwar besser, aber lässt mehr UV durch als schwarz, denn bei schwarzer Kleidung wird UV absorbiert und in Wärme umgewandelt. Also auch gegebenenfalls unter der Kleidung eincremen!
- Kinder bis zum ersten Lebensjahr sollten sich gar nicht in der prallen Sonne aufhalten.
- Bis zur Pubertät ist die Haut empfindlicher als bei Erwachsenen, also noch gründlicher auf einen perfekten Sonnenschutz achten.
- Cremen und Lotionen ab einem Lichtschutzfaktor von 15 sind unerlässlich, Öle und Gele hingegen trocknen die Haut schnell aus.
Weitere Informationen
- Weitere Informationen des Landes Oberösterreich wie z.B. die Broschüre „Sommer, Sonne, Reisezeit“ finden Sie auf www.gesundes-oberoesterreich.at.
- Näheres zur Krebshilfe und alles Wichtige zu österreichweiten Veranstaltungen entnehmen Sie bitte www.krebshilfe-ooe.at/ sowie www.sonneohnereue.at/
- Die Homepage für Patientinnen und Patienten der Ärztekammer für Oberösterreich informiert Sie unter diesem Link umfangreich zu unterschiedlichen Gesundheitsthemen, insbesondere auch zum Hautkrebs: www.gesund-in-ooe.at/