Radioonkologie: Zentrale Bedeutung im Kampf gegen Krebs!

Die Strahlentherapie zählt neben Operation und medikamentöser Therapie zu den Eckpfeilern der Krebsbehandlung. Trotzdem ist das genaue Wissen um die Strahlentherapie noch wenig vorhanden, und das obwohl fast jeder zweite Krebspatient hierzulande mit Bestrahlungen behandelt wird.

Radioonkologie: Zentrale Bedeutung im Kampf gegen Krebs!

Bei der Radioonkologie steht die Behandlung krebskranker Patientinnen und Patienten im Vordergrund. Das Behandlungsspektrum ist weit gefächert. Es reicht vom Hirntumor über das Mamma- und Prostatakarzinom bis hin zum Enddarmtumor. Die Patienten gehören allen Altersklassen an, vom Kleinkind bis zum Greis. „Die Strahlentherapie spielt eine zentrale Rolle in der Heilung vieler Tumore. Sie ermöglicht zudem bei vielen Patientinnen und Patienten ein organerhaltendes Vorgehen. Das heißt, dass in diesen Fällen das Organ oder Gewebe, in dem sich der Tumor entwickelt hat, nicht radikal operativ entfernt werden muss, sondern dass Teile, oder auch das Organ als Ganzes, erhalten bleiben können“, erklärt Prim. Univ.-Prof. Dr. Hans Geinitz, Facharzt für Strahlentherapie und Radioonkologie sowie Fachgruppenvertreter für Strahlentherapie - Radioonkologie der Ärztekammer für Oberösterreich.

Prominentestes Beispiel für den Organerhalt ist die Behandlung des Brustkrebses: Bei über 70 Prozent der betroffenen Frauen ist heutzutage eine lokale Entfernung des Tumors möglich, eine Brustamputation kann vermieden werden. Die Rückfallraten in der operierten Brust sind niedrig, allerdings nur, wenn diese anschließend bestrahlt wird. „Die Strahlentherapie ist einer der Wegbereiter der modernen Behandlung des Brustkrebses“, so Prim. Geinitz. Auch in anderen Bereichen des Körpers können bösartige Tumore unter Einsatz der Strahlentherapie geheilt werden, ohne dass das gesamte Organ geopfert werden muss. Beispiele hierfür sind Kopf-Hals-Tumore, Speiseröhrenkrebs, Gebärmutterhalstumore, das Prostatakarzinom oder Tumore des Enddarms. Damit die Strahlen am Ende ihr Ziel, also die Erbsubstanz der Tumorzelle, präzise treffen, ist der Sachverstand und die Zuwendung vieler Berufsgruppen in der Radioonkologie notwendig, von der Ärztin, dem Arzt über die medizinische Physik und das Pflegepersonal bis hin zu den Radiologietechnologinnen bzw. Radiologietechnologen. „Auch der technische Aufwand in der Radioonkologie ist nicht unerheblich und reicht von hochpräzisen Linearbeschleunigern bis hin zu komplexen Dosisberechnungsalgorithmen zur Bestrahlungsplanung. Letztendlich ermöglichen uns die enormen technischen Fortschritte auf diesem Gebiet unsere Patientinnen und Patienten jedes Jahr ein bisschen besser zu behandeln. Die Kombination aus Patientenbetreuung und Technik macht dieses Fach so spannend und einzigartig“, beschreibt Geinitz.

Die Vielseitigkeit der Strahlentherapie spiegelt sich auch im Aufgabenbereich der Radioonkologen wieder: neben der Patientenbetreuung, der Verschreibung der Bestrahlungsdosis, der exakten Festlegung der zu bestrahlenden Regionen in der Computertomografie und dem Nebenwirkungsmanagement gehören auch Schmerz- und Ernährungstherapie sowie Kenntnisse in der Palliativmedizin zum Handwerkszeug der Strahlentherapeutin/des Strahlentherapeuten.

Effektive Kontrolle bei der Therapie

Bei der Strahlentherapie werden die Krebszellen mithilfe ionisierender Strahlung oder Teilchenstrahlen zerstört. Die Strahlung schädigt die Erbsubstanz der Zellen, sodass die Zellteilung aufhört und die Zellen zugrunde gehen. Die Tumore werden kleiner oder verschwinden. Die technischen Abläufe der Strahlentherapie lassen sich so effektiv kontrollieren wie bei keiner anderen onkologischen Therapie. 50 bis 60 Prozent aller Krebspatienten werden im Laufe ihrer Erkrankung bestrahlt. Bei ca. 50 Prozent aller dauerhaften Tumorheilungen ist die Strahlentherapie mitbeteiligt oder ist die alleinige Behandlungsmodalität. „Damit hat die Radioonkologie eine immense Bedeutung in der Medizin“, betont Univ.-Prof. Dr. Geinitz.

Ablauf der Bestrahlung

Nachdem eine Tumorerkrankung festgestellt wurde, erfolgt im sogenannten multidisziplinären Tumorboard die Festlegung eines Behandlungskonzepts, das eine oder mehrere Therapieformen beinhalten kann. Ist die Strahlentherapie Teil des Behandlungskonzepts, so werden durch den Strahlentherapeuten das zu bestrahlende Volumen, die tägliche Bestrahlungsdosis sowie die Gesamtdosis festgelegt. Die Bestrahlungsplanung erfolgt auf Basis einer Computertomografie des zu bestrahlenden Körperabschnittes und ist ein komplexer, multidisziplinärer Vorgang der mehrere Stunden bis mehrere Tage dauern kann. Je nach Art der Erkrankung können unterschiedliche „Bestrahlungsstundenpläne“ notwendig sein. Üblicherweise wird fünfmal pro Woche bestrahlt, die Anzahl der Sitzungen variiert zwischen eins und 38. Im Allgemeinen dauert die reine Bestrahlungszeit wenige Minuten; da wir ionisierende Strahlen weder sehen noch fühlen können, ist die Applikation der Strahlentherapie schmerzfrei.

Verhalten bei Strahlentherapie

Erlaubt sind alle Tätigkeiten, die dem Patienten subjektiv guttun, während solche, die psychische oder überfordernde körperliche Belastungen darstellen, eher vermieden werden soll. „Generell, von einigen Ausnahmen abgesehen, ist aber ein physisches Training, das heißt rasches Spazierengehen oder Sport während der Strahlentherapie möglich und wird empfohlen“, erklärt Prim. Dr. Geinitz.

Nebenwirkungen

Nebenwirkungen können im Verlauf der Behandlung auftreten. „Die Art und Schwere der Nebenwirkungen hängt davon ab, wo bestrahlt wird, welche Einzel- und Gesamtdosis appliziert wird und ob eine Kombination mit einer Chemotherapie erfolgt. Die meisten Patienten haben keine oder geringe Nebenwirkungen“, schildert Univ.-Prof. Geinitz. Insbesondere die Bestrahlungen im Brust- und Prostatabereich sind für die allermeisten Patienten gut verträglich. „Stärkere Nebenwirkungen, insbesondere chronische Nebenwirkungen, sind selten“, ergänzt der Mediziner. In Einzelfällen muss geprüft werden, ob tatsächlich die Strahlentherapie ursächlich für die Symptome verantwortlich ist. „Daher ist es für uns sehr wichtig und hilfreich, dass wir bei etwaigen Problemen oder Nebenwirkungen, die auf die Strahlentherapie zurückzuführen sein könnten, konsultiert werden“, so Geinitz. Insgesamt sei, so der Leiter der Strahlentherapie in Linz, die onkologische Zusammenarbeit in Oberösterreich vorbildlich.